Vor gut zwei Tagen sind unweit von Brest 29 Seeleute in See gestochen, um die Welt alleine, non-stop und ohne Unterstuetzung zu umsegeln.
Nun, die September ist nicht mit dabei. Hauptgrund ist natuerlich, dass wir nicht alleine sind: seit gestern ist die Crew wieder komplett, denn die Co-Skipperin ist – wenn auch gesundheitlich grippebedingt angeschlagen – wieder vollstaendig. In den zwei Wochen zuvor hat der Skipper die Seppi in eine permanente Baustelle verwandelt und die Zeit ohne Motoren genutzt, um die lange ewige Todo-Liste abzuarbeiten. Das ist auch weitgehend gelungen.
Wir sind immer noch motorenlos, obwohl die zwei Antriebe schon seit ein paar Tagen beim Mechaniker liegen – also doch ein klarer Fortschritt. Nun wird staendig der Einbau vorbereitet, was unsere Geduld schon nocheinmal strapaziert. Aber mittlerweile – und das ist durchaus das Positive daran – hat sich ein neues Lebensgefuehl auf dem Schiff breitgemacht: naemlich, dass das Gefaehrt eben nicht immer ein Gefaehrt ist, sondern auch fuer laengere Zeit einfach einmal ein Haus sein kann und Zeit einfach keine sooo grosse Rolle mehr spielt. Neulich habe ich eine Schlagzeile gesehen, wonach Zeit der neue Luxus sei. Mehr habe ich nicht gelesen. Aber vielleicht hat der Artikel von Motorraeumen und dem Warten auf neue Motoren gehandelt. Passen wuerde es.
Die Temperaturen hier fallen gerade stark, nun auch tagsueber mal im einstelligen Bereich. Bald soll es wieder etwas besser werden. Die Jungs von der Vend Globe sind schon nach wenigen Tagen in waermeren Gefielden, das koennten wir auch, wenn wir wollten – der neue Luxus ist aber die Verweigerung des Erreichbaren (toent das gut? – ist gerade eine spontane Eingebung).
Diese Zeilen werden geschrieben wenige Minuten bevor es die ersten Resultate aus dem US-Wahlkampf gibt. Wird die Welt danach eine andere sein? Oder ist es eigentlich fuer den Grossteil der Weltbevoelkerung faktisch egal, wer das Rennen macht? Fakt ist wohl, dass es kaum je eine schlechtere Werbeveranstalung fuer die Demokratie gegeben hat. Im Supermarkt werden wohl nun mehr Leute denn je das Produkt Politikverdrossenheit aufs Band an der Kasse legen. Rabattmarken gibt es dafuer kaum, es wird der volle Preis zu zahlen sein.
Aber eben, wie wohl der Grossteil der Weltbevoelkerung ist auch die Seppi-Crew hin und her gerissen zwischen vermeintlicher Weltpolitik und kleinstbuergerlichen Problemstellungen wie dem Ersatz von Motoren. Letzeres beschaeftigt uns, ob nun zu Recht oder nicht, zur Zeit halt doch mehr. Sobald es langsam los geht, melden wir uns wieder.

Update: die Nachricht ging nicht mehr raus vor dem Abschluss der Wahl. Somit steht jetzt fest, was fuer viele undenkbar war.

Heute koennte nun dennoch ein ‚grosser Tag‘ im Sinne des Kleinbuergers und Kleinseglers werden, denn es erwartet uns evtl. ein Doppelschlag: einerseits werden evtl. heute die Motoren tatsaechlich eingebaut (was noch nicht heisst, dass sie dann einsatzbereit sind, das kommt dann naechste Woche – vorher ist morgen Freitag wieder einmal ein Feiertag hier). Andererseits wird das Gepaeck der Co-Skipperin, welches partout nicht auf den gleichen Flieger wollte, endlich nachgeliefert. 3 Tage nach Ankunft des Fliegers. Aber jetzt, um 8.45 Uhr morgens ist dass alles noch Wunschdenken. Warten wir mal weiterhin ab.

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Klaus Tischhauser

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