Hier nun also noch ein paar Beobachtungen zu unserem Landausflug, den wir mit einem Mietwagen von Gijón aus zwischen dem 10. und 19.9.2022 gemacht hatten.
Am ersten Tag unserer Reise kamen wir nicht weit. Auf kleinen, gewundenen Strassen sahen wir das Schild Playa de España. Wenn das mal keine Ansage ist. Wie dieser Strand zu so einem ‚poshen‘ Namen kommen konnte, wird sich uns wohl nie erschliessen. Gebadet haben wir natürlich nicht, wir sind uns schliesslich höhere Temperaturen gewohnt. Alle um uns herum scheinen da abgehärteter zu sein. Mittagessen im Beach Club.
Für die Nacht blieben wir dann in Llastres hängen. Idyllisches kleines Nest mit einfachem Hotel.
Beim Bummel durchs Dorf kamen wir an einer lokalen Sportveranstaltung vorbei: eine Art Kegeln, wobei aber die Kugel in hohem Bogen durch die Luft direkt auf die Kegel geworfen wird. Schwer zu durchschauende Zählweise. Der gleiche Werfer wirft viele Male bevor er vom gegnerischen Team abgelöst wird. Urig, das Ganze.
Hinter der Küste Nordspaniens erheben sich die Picos de Europa, die eines unserer Ziele des Landausflugs sind. Unendlich windet sich die kleine, enge Strasse den Berg hinauf, praktisch ohne Verkehr. Noch recht weit unten eröffnet sich uns ein herrlicher Blick über den morgendlichen Restnebel und die Hügellandschaft vor dem Gebirge.
Am Ziel in Fuente Dé, ganz hinten im Tal kurz nach dem wundervoll mittelalterlichen Ort Potes, besteigen wir gleich die Bergbahn und lassen uns vom Schweizer Konstrukt in die Höhe bringen. Sehr schöne Wanderung runter ins Tal!
Der nächste Tag führt uns nach Burgos, das insbesondere durch seine riesige Kathedrale auffällt. 15 Kapellen sind darin untergebracht mit zum Teil unglaublich prunkvollen, reich mit Unmengen an Gold verzierten Wänden hinter den Altären (habe Spezialbegriff dafür vergessen). Es ist vor allem der Prunk und die Grösse insgesamt, die beeindrucken. Architektonisch wirkt das Ganze etwas unharmonisch. Und so ist denn in Wikipedia u.a. auch ein Kommentar eines zeitgenössischen Experten zu hören, wonach der Architekt den Kern des Stils, den er umzusetzen glaubte, überhaupt nicht verstanden habe. Kommt hinzu, dass das Werk über einen sehr langen Zeitraum hinweg entstanden ist bzw. immer wieder dazu und umgebaut wurde. Aber trotzdem sehr interessant und natürlich ein UNESCO Weltkulturerbe.
Die ganze Gegend ist übrigens von vielen Kirchen durchdrungen, liegt sie doch am St. Jakobsweg. Überall, auf und neben den Strassen, in den Feldern, den Städten trifft man auf die Menschen mit Wanderschuhen und Rucksack. Alleine, in Gruppen, alle Alterskategorien. Übernachten wollen wir allerdings in der Hauptstadt der Autonomen Region La Rioja. Dort hat unser Hotel ein Problem, so dass wir in der ehemaligen Post übernachten müssen. Nun ja, es ist ein Upgrade auf 5 Sterne, wir nehmen es hin. Die Calle Laurel mit anscheinend 100 Tapas-Bars ist ok, vermag uns aber nicht mehr vom Hocker zu hauen.
Am nächsten Tag gönnen wir uns unseren eigenen Upgrade und übernachten auf dem Weingut von Marques de Riscal. Das Gebäude wurde vom selben Architekten designt, wie das Guggenheimmuseum in Bilbao, (Gehry), was nicht schwer zu erkennen ist.
Zusammen mit den Zimmern, dem Spa und dem Michelin-besternten Restaurant soll es das beste Weingut (hat nichts mit der Weinqualität zu tun) Europas und das zweitbeste der Welt sein, gleich hinter einem in Argentinien. Nun denn, auch das nehmen wir hin. Die Führung ist auf jeden Fall sehr gelungen und der Rest natürlich auch. Die Weinkellerei/Bodega liegt in Elciego, einem netten Dörfchen. Noch viel schmucker ist aber Laguardia ganz in der Nähe. Da die Erntezeit gerade beginnt, fahren wir oft langsam hinter Traktoren mit Anhänger her, die Ladeflächen prall gefüllt mit den Trauben.
Nächstes Ziel Pamplona (für das ältere, sportaffine Publikum: Heimatstadt und Wohnort von Miguel Indurain). Wiederum sehr schöne Stadt mit historischer Altstadt, wie immer in Spanien sehr lebhaft. Riesige Festungsanlage. Und auch wie immer in Spanien: Kinderspielplätze an bester Lage, immer rege genutzt. Insgesamt scheint uns die Lebensqualität recht hoch. Alles grosszügig, grün, sauber, voller Menschen und eingebettet in eine Kulisse, die oft bis auf die Römer zurückgeht.
Wir sind hier mitten im Baskenland, im Monat Iraila sogar, während gleichnamiges Schiff im Entstehen ist.
Langsam geht es ans Meer zurück, vorher aber noch durch schöne Hügellandschaft, die zum wandern einlädt. Im sehr hübschen Dorf Lesaka essen wir dann ein kleines Häppchen, bevor wir uns auf eine vermeintlich lockere Wanderung machen.
Wir stellen aber fest, dass das nur steil bergan und dann wohl später wieder bergab geht und kürzen ab. Aus der Höhe offenbart der Blick über das Dorf noch ein riesiges, sehr langes Gebäude, die Stahlfabrik von Arcelor-Mittal. Diese Industrie hat anscheinend Tradition in der Gegend. Mit der N4000 Richtung San Sebastian fahren wir auf einer Strasse, die das Herz jedes Velofahrers höher schlagen lässt, vor allem wenn er oder sie im Sattel sitzt. Wunderbar geschwungenes Straesschen, kein Verkehr, üppige Natur, schöne Ausblicke und tolle Abfahrt bzw ordentliche Bergfahrt.
In San Sebastian logieren wir zufällig im Hotel Zinema7, es beginnt gerade das SSIFF, das San Sebastian International Film Festival. Wir gehen zwar nicht hin, ist erst Eröffnungsgala und es hat keine Seglerfilme im Programm. Dafür besteigen wir den lokalen Berg, der eine gute Sicht über die grosse Bucht und die Berge hinter der Stadt ermöglicht.
Gleich darunter befindet sich das Museum San Telmo, das die baskische Kultur zum Thema hat. Gehen wir hin. Nicht schlecht. Etwas wenig Beschriftung in Englisch, aber ein bisschen schon. Für mehr würde unsere Energie wohl sowieso nicht reichen.
Zum Schluss noch Bilbao. Nach unserem Besuch des Guggenheim-Museums 2017, der uns sehr begeistert hatte, bei dem aber der dritte Stock geschlossen war, wollten wir jetzt nochmals hin. Allerdings war damals Winter, sodass wir praktisch alleine waren. Jetzt riesiger Rummel, wohl auch wegen der Autoausstellung, die ein Zugpferd zu sein scheint. Dritter Stock wieder zu, draussen Zeugs abgebaut. So behalten wir lieber den ersten Besuch in Erinnerung.
Die Stadt schlängelt sich am Fluss entlang, wir nehmen ein sehr leckeres Nachtessen in einem jugendlich frischen Lokal zu uns.
Letzter Tag, es geht zurück nach Gijón, aber mit Umweg über Vittoria-Gasteiz, der ehemaligen Hauptstadt der Region. Auch schöne Altstadt, aber im Quervergleich eher ausgestorben, bzw ‚nur‘ Wohngegend ohne Ausgangsbetrieb.
Unser Landausflug ist zu Ende, war wirklich toll! Absolut empfehlenswert. Auch mit dem Bike. Eine rundum fabelhafte Gegend.
Gijón wird von uns diesmal weniger lange besucht als gedacht, denn das Wetterfenster, das sich uns bietet, ist eigentlich schon offen und bleibt es nicht mehr lange. Daher noch schnell in den Waschsalon, Einkaufen, Nachtessen gehen (Pseudo-Italiener – nicht ganz ok als Abschiedsessen von Spanien). Und schon geht es los nach Brest. Die letzte mehrtägige Reise auf der September.
2 Antworten
Danke für den lustigen Abend an Bord der September im Hafen von L’AberW’rach. Gute Reise und handbreit Wasser unter dem Kiel!!!
Danke Elgard und Klaus fuer diesen ausfuehrlichen Bericht. Es ist interessant Dinge – Orte, Essen, und vieles mehr – durch die Augen von Freunden zu sehen: Es drueckt den Stempel der Authentizitaet, Integritaet, Vertruen und – da moechte ich auch einal hingehen – auf die Briemarke der Nachricht.