Gut, sind wir wieder unterwegs mit der September. So koennen wir die vielen Eindruecke und das Gesehene erst mal sortieren. Verstehen werden wir es wohl nie, aber versuchen koennen wirs mal. Also hier ein paar Zeilen zu Kuba. Den Einstieg machen wir oekonomisch, das verstehen wir am besten. Also, jedes Geschaeft gehoert dem Staat. Zum Beispiel auch der Coiffeur neulich, der mit in wenigen Minuten den Schaedel fast kahl rasiert hat (hatte auch gesagt ‚muy corto‘, selber schuld). Dafuer erhaelt dann jeder, der einen Job hat einen Lohn. Der Lohn wird in Pesos bezahlt. Und hier kommt schon eine erste Besonderheit: Kuba hat zwei Waehrungen. Den kubanischen Peso und den Peso convertible (CUC). 1 CUC = 25 Peso. Der Lohn Monatslohn eines Arztes betraegt so um die 30 CUC, einfachere Arbeiter erhalten vielleicht 15. Wer den letzten Bericht gelesen hat wird merken, dass wir nur schon fuer den ersten Besuch der Behoerden auf unserem Schiff einen Arztmonatslohn abgedrueckt haben. In US-Dollar sind das so um die 30. Der CUC ist mehr oder weniger 1:1 mit dem Dollar. Zusaetzlich erhaelt jede Person das Noetigste (z.B. 1 kg Reis, 1 Seife, Mehl etc.) zugeteilt. Die Zuteilung ist in einem Heft festgehalten. Das Zugeteilte kann zu sehr geringem Preis gekauft werden und zwar in Peso. Je nach dem, wen man trifft, reicht die Zuteilung so 1 Woche bis 10 Tage. Dann beginnt das Problem. Denn der Monat hat auch auf Kuba mehr als 10 Tage. Den Rest der Nahrung muss man sich dann auf dem Markt kaufen, immer noch recht guenstig und in Peso erhaeltlich. Wenn man aber etwas Ordentliches will, muss man auf dem Schwarzmarkt einkaufen gehen, denn die Bauern haben wenig Interesse, ihre Produkte zum vom Staat vorgeschriebenen sehr tiefen Preis zu verkaufen. Die Folge: Schwarzmarkt und wenig Motivation viel anzubauen. Trotz des recht warmen Klimas wollen sich auch Kubaner kleiden. Kleider uns einfach alles, was irgendwie ueber das Noetigste hinausgeht, muss aber in CUC bezahlt werden. Und da reichen die paar CUC einfach nirgends hin. So versucht jede und jeder, irgendwie an CUCs ranzukommen, um irgendwie ueber die Runden zu kommen. Fuer uns Touristen gelten meist andere Preise als fuer die Kubaner. Das ist irgendwie fair. Man kann aber auch in Restaurants essen, die normalerweise in Peso abrechnen. Da kann es vorkommen, dass man einmal in CUC zahlt. Wenn man beim naechsten mal in Peso bezahlt, ist das nicht einfach der CUC-Preis geteilt durch 25, sondern deutlich weniger. Dann wir das Leben hier sehr billig (fuer Auslaender). Nach eigenen Angaben haben die Kubaner kein Interesse, viel zu arbeiten, da der Lohn ja der gleiche bleibt und sowieso nirgendwohin reicht. Die Motivation der Bauern haben wir schon erwaehnt. Haeuser und Wohnungen duerfen nicht verkauft werden. Ueber ein Abzahlsystem besitzen wohl viele die Waende, in denen sie leben. Bauen ist auch nicht ganz einfach. Man braucht eine Erlaubnis, die man aber erhaelt. Die Materialien dafuer weniger, bzw. es fehlen die CUC. So dauern kleinste bauliche Veraenderungen viele Jahre. Hinter den z.T. noch sehr schoenen, spanisch gepraegten Fassaden, sieht es manchmal recht schlecht aus. Am Sonntag sind wir durch einige Laeden gelaufen – Sonntag ist offen! Das Angebot war mager und seltsam: Elektro-Scooter aus Plastik, Kunststoff-Kukuksuhren, Windeln fuer Erwachsene etc. Alles in recht schlechter Qualitaet. Anscheinend gibt es in den Geschaeften einiges, das Kuba geschenkt wurde. Z.B. nach Hurrikanen. Und da ist wohl auch einiges dabei, das kaum von Nutzen sein duerfte. Verlassen wir die Oekonomie. Musik ist in Kuba zentral, auf alle Faelle in Santiago. In den Strassen und in verschiedensten Lokalen wird jeden Tag – und nicht nur am Abend – musiziert. Wo die Live-Musik einmal fehlt, ist ein oder mehrere Lautsprecher nie fern und auch nie leise. Die Musik ist gut, viel Gesang dazu. Getrunken wird anscheinend viel auf Kuba, vor allem natuerlich Rum. Eine Dose Bier kostet 1 CUC, eine Flasche Rum 2. Wobei bei steigender Qualitaet auch der Preis steigt. Fuer 2 CUC gibt es den Rum, den man fuer Drinks verwendet. Trinken scheint auch eine Art Problemloesung zu sein. Mehrfach wurde uns erklaert, dass die Kubaner so viele Probleme haben, dass sie einfach nur noch darueber lachen oder sich einfach ein paar Schluck (oder eine Flasche) Rum genehmigen und die Probleme fuer eine kurze Zeit vergessen. Diese Unbeschwertheit oder Schicksalsergebenheit spuert man ueberall. Bewundernswert! Als Touristen wird man oft angesprochen. Sei es von Leuten, die einfach irgendeine Dienstleistung anzubieten haben. Aber auch sehr oft von Leuten, die Kontakt nach aussen suchen. Z.B. Kubaner, die hoeren, dass wir Deutsch sprechen und selber mal Jahre in Osteuropa gearbeitet haben. Sie scheinen Kuba als Gefaengnis zu empfinden. Durch die Strassen kann man ohne Bedenken schlendern. Verkehr hat es fast keinen und was es hat, ist nicht schnell. Chevrolets, Ladas, alte Motorraeder mit Seitenwagen, viele Motorraeder, die als Taxis unterwegs sind, Fahrraeder, riesige Lastwagen, die als Busse im Einsatz sind, Fahrradtaxis mit zwei Gaestesitzen und ab und zu ein Pferdefuhrwerk sind in der Stadt unterwegs. Vor allem die Motorraeder produzieren ordentlich Rauch und Gestank, gut ist das Verkehrsaufkommen so beschraenkt. In den Quartieren sitzen die Familien vor ihrem Haus, Kinder spielen. Vor allem Baseball. Mangels Ausruestung meist mit einem Holzstock und irgend einem Gegenstand als Ballerstatz. Baseball ist Volkssport. Etwas mischeln auch. Ein Kubaner meinte, dass jeder dort, wo er arbeitet, etwas mitlaufen laesst, da der Lohn so gering ist, dass mit dem Abgezweigten dann unter der Hand ein Zusatzeinkommen angestrebt wird. So wurde uns dann auch dem Markt, nachdem die Tomaten verpackt waren, heimlich eine Holzkiste mit Cohiba-Zigarren gezeigt. Die ganze Kiste fuer 20 US-Dollar. Wohl ein Schnaeppchen, aber nicht unseres, da wir Zigarren (noch) nicht verfallen sind. So, das waeren erste Gedanken zu Kuba. Es gefaellt uns weiterhin auserordentlich gut. Im Moment herrscht auf der Wetterseite grosse Flaute. Wir motoren nun schon seit Stunden der Suedkueste entlang und werden das wohl auch noch weiterhin so machen. Es gibt entweder keinen Wind oder nur ganz schwachen und aus den seltsamsten Richtungen. Und da wir ja einen Gast an Bord haben, der seine Ferien hier verbringt, koennen wir auch nicht einfach liegen bleiben und auf besseren Wind warten. So fahren wir wohl durch bis morgen nach Cabo Cruz, ankern da fuer die naechste Nacht und fahren dann weiter ins Archipel Jardena de la Reina, wo wir ein paar Tage bleiben wollen.