Die Seppi treibt es wieder einmal bunt mit uns! Nach eigentlich recht langer, ereignisarmer Zeit mit Besuch und eher ferienähnlicher Stimmung, überschlagen sich hier die Ereignisse wieder einmal. Wurde auch langsam Zeit, ist man versucht zu sagen, aber musste es gleich so dick kommen?
Nun, was ist geschehen?
Unser nächster Fixpunkt nach dem Besuch von Gabi war ein weiterer Besuch eines jungen Pärchens, das sich für die September interessiert. Zwischen Gabis Abfahrt und deren Besuch haben wir ein paar Tage gelegt, um das Schiff auf Vordermann zu bringen. Das hat dank Covid auch geklappt. Denn wir waren alle drei positiv! Daher mussten wir den Besuchstermin verschieben bis wir wieder negativ testen würden. Das hat uns ermöglicht, auch viel Zeit in Anspruch nehmende Arbeiten abzuschliessen. Covid hat uns dabei nicht behindert, wir waren praktisch sympthomfrei.
Der Besuch verlief sehr gut. Es wurde ein normaler Segeltag, an dem wir bei herrlichem Wetter und besserem Wind als vorhergesagt weiter nach Norden segelten, z.T. mit bis weit über 8 Knoten Speed – dank Strömung mit uns. Wir hatten uns dafür entschieden, weil wir kurz darauf für längere Zeit nur noch Wind aus Nord haben würden. Und der folgende Fixpunkt, eine Werft in Progreso, befand sich nördlich. Die Seppi zeigte sich also von ihrer besten Seite. Es folgte ein feucht-fröhlicher Abend und eine sehr ruhige Nacht vor Anker vor dem netten Puerto Morelos. Am darauffolgenden Tag wollten wir – wieder alleine – den Sprung nach Isla Mujeres schaffen. Wind war bei drei unterschiedlichen Quellen sehr wenig angesagt. Aber die 20sm würden wir auch motorend und mit dem Schub der Strömung rasch schaffen. Wegen der ruhigen Prognose entschieden wir uns, das Dinghy nicht ordentlich zu verstauen, sondern hinterher zu ziehen.
Der Tag begann sehr schön, wir gingen mit unseren Gästen noch Schnorcheln, segelten mittags aber los. Wir hatten sogar genug Wind, um etwas zu segeln, aber ab dem frühen Mittag war dann Motoren angesagt. Irgendwie wurde es dann etwas blöd, denn die Strömung war plötzlich gegen uns und wir stellten fest, dass die Strecke 30 sm betrug. Nun, nicht weiter schlimm, wir hatten ja Zeit.
Am späteren Nachmittag sahen wir zwei dunkle Wolkengebilde über Cancun und etwas daneben. Das sah nicht gut aus. Wir bargen das Gross, das noch als Stützsegel diente, als es schon zu regnen begann. Wir dachten, dass wir bald durch die Zelle durch sein würden, sahen uns aber mit Dauerregen, Dauergrau und zunehmendem Wind und Welle und weiterhin Strömung gegen uns konfrontiert. Der Wind kletterte auf 20 Knoten, dann 30 und schliesslich konstant 35, ab und zu 40 Knoten. Alle Prognosen zeigten eher schwache 6 Knoten!! Natürlich hatte sich mittlerweile eine ordentliche See aufgebaut, so dass das Schiff wild hochgedrückt wurde und wieder auf die nächste Welle draufknallte. Hinten zappelte das Dinghy, was uns am meisten Sorgen bereitete. Mittlerweile stand der Skipper nicht mehr in kurzer Hose und leichter Jacke am Steuer, sondern im dicken Ölzeug! Am meisten frustrierte die Crew, dass zwar beide Motoren hart arbeiteten, aber die Geschwindigkeit über Grund zeitweise nur gut 1 Knoten betrug!! Was für ein unglaublicher Mist. Zum Glück hielt sich die Seppi tapfer, aber fast an Ort zu treten war kaum auszuhalten. Einen Fluchthafen, der Sinn gemacht hätte, gab es auch nicht, und so krochen wir halt einfach wohl oder übel unserem ursprünglichen Ziel entgegen, mittlerweile bei Dunkelheit.
Schliesslich kam die Isla Mujeres dann doch näher, wir entschieden uns aber, davor, halbwegs geschützt, zu ankern, anstatt noch rein in die ganz geschützte Bucht zu fahren. Der Ankerplatz erwies sich als ganz ordentlich und so ging ein Tag zwar ruhig, aber komplett anders zu Ende als wir das gedacht hatten. Dachten wir. Doch dann ging es erst richtig los!
Beim Aufhängen des nassen Ölzeugs im warmen Motorraum fiel dem Skipper das Glitzern aus der Bilge ins Auge. Beim genaueren Hinsehen merkte er, dass der Pegel so hoch war wie noch nie zuvor! Nach einiger Suche und Analyse kamen wir zum Schluss, dass wir Wasser aufnahmen. Nachdem im Unterboden im Vorschiff mit der Stichsäge ein Loch gefräst war, war die Ursache klar: eine bisher noch unentdeckte Roststelle hatte unter den harten Schlägen in die Wellen nachgegeben, so dass Wasser eindrang. Fabelhaft! Wir schafften es nicht, das Loch zu stopfen, da es gar kein Loch zu sehen gab, nur aufgespalteter Stahl in Schichten. Da aber die Lenzpumpe mehr Wasser ausserbords führte als eindrang, waren wir für die Nacht versorgt. Dennoch stellten wir alle Stunden den Wecker, um alles zu kontrollieren.
Mit zwei Tagen Distanz beurteilen wir die nun wirklich missliche Situation schon deutlich entspannter und können ihr eigentlich sehr viel Positives abgewinnen, denn:
- Was für ein Glück, ankerten wir praktisch vor einer Werft mit Kran
- Was für ein Glück, befand sich gegenüber, in Cancun, eine weitere Werft, die uns gleich aus dem Wasser nahm, nachdem die erste ausgebucht war und auch einen Notfall nicht annehmen konnte
- Was für ein Glück, passierte das alles, nachdem unsere Besuche hinter uns lagen und wir nun viel unverplante Zeit haben
- Was für ein Glück, dass uns das nicht mitten auf dem Atlantik passiert ist oder sonst fernab von mariner Infrastruktur
- Was für ein Glück, dass sich die Werft in Cancun als kompetenter erweist, als die in Progreso und wir so alle geplanten Arbeiten gleich hier von Profis ausführen lassen können – statt alles erst später selber zu machen
- Was für ein Glück, haben wir dadurch Zeit, uns nochmals intensiv dem Boden/der Bilge zu widmen, um zu vermeiden, dass das uns oder den nächsten Eignern nochmal passiert
Wir haben uns nun für drei Wochen in ein Airbnb eingemietet und können die anstehenden Arbeiten in aller Ruhe angehen, bzw angehen lassen.
Dass sich das so gut anfühlt, hätten wir uns vor 48 Stunden nicht im Traum vorstellen können. Auch das ein Glück, das wir dankbar annehmen!