Vorgestern Abend hatten wir Besuch von Scott und Todd – seit 12 Jahren in Kanada lebende Amerikaner – vom Nachbarschiff. Scott war gleich nach unserer Ankunft zu uns rüber zur Begrüssung gekommen und so luden wir sie etwas später auf den Abend zu einem Bier auf die Seppi ein. Sie erschienen allerdings mit eigenem, nicht alkoholischem Getränk und selber gebackenen Cookies. Schnell wurde klar, dass sich da zwei Seiten gegenüber sassen, deren Ansichten unterschiedlicher nicht sein könnten. Wir erfuhren, dass die Linken bzw Demokraten schon immer die USA beherrschten, egal wer an der Macht war. Dass in den USA Menschen, die von der Norm abweichen inhaftiert, in Konzentrationslager gesteckt und umgebracht werden, alles in den USA von 21 Leuten beherrscht werde, die Gesetze einfach so ändern könnten, alle Schwarzen ein mentales Problem hätten und natürlich die Medien alle lügen.
Wir hatten gleich zu Anfang gesagt, dass wir natürlich Teil der nichts wissenden, naiven Linken seien, die gemäss Scott (von den beiden sprach nur er) für jedes einzelne Problem, das es (in den USA) gebe, verantwortlich verantwortlich seien. Dass es aber interessant sei, sich gegenüber zu sitzen und mit Respekt zu diskutieren in einer Zeit, in der genau das eben leider nicht mehr möglich sei.
Das ganze endete schliesslich doch mit einem – respektvollen – Rauswurf, bei dem wir alle nett und lachend blieben.
Wir blieben völlig konsterniert zurück und obwohl wir schon zu viel Wein getrunken hatten, wussten wir keinen anderen Ausweg, als tief durch zu atmen und doch noch eine Dose Bier zu öffnen. Wow, das war ein Abend!
Wir hatten ja viel von QAnon und von dessen Anhängern verbreitetem ‚Wissen‘ gehört. Aber damit live in geballter Form während Stunden konfrontiert zu werden, ist dann schon noch mal eine andere Nummer. Zumal Scott, der den ganzen Tag für eine Firma in Singapur an der Blockchain rumprogrammiert, sehr eloquent und äusserst engagiert war.
Gestern dann noch Positives von den Behörden: wir kamen eine halbe Stunde zu spät zu einem Büro, das uns einen wichtigen Stempel geben und die Gebühr fürs Ankern hätte abnehmen sollen. Nächste Oeffnung erst wieder am Dienstag!! Als wir das dem Hafenmeister erklärten, rief er einen Agenten an, durch den wir das nun abwickeln müssten. Als der aber auch schon geschlossen hatte, füllte er uns unser Ausreisedokument netterweise einfach ohne den Stempel der Vorinstanz aus, so dass wir heute weiter können, so lange der Wind auf unserer Seite ist.
Also, Anker auf jetzt!

PS: Danke, Markus, für die Livebilder!

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Klaus Tischhauser

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