Wir haben verlaengert. Ist zu schoen hier, auch wenn es ein paar klitzekleine Wermutstropfen gibt. Sie haben alle eine Gemeinsamkeit: den Verbrennungsmotor. Ohne den Tropfen groesser zu machen als ein Tropfen eben ist, hier die Hintergruende.
Da auf Bonaire praktisch nur getaucht wird, muessen auch Luftflaschen nachgefuellt werden. Der Segler macht das an Bord, benoetigt aber dazu einen Kompressor. Meist Mit Benzin betrieben. Machen ordentlich Krach. Wie bei unserem Nachbarn zur Rechten. Hinter uns liegt ein Charter-Katamaran. Mit allem erdenklichen Schnickschnack an Bord, inkl Tauchausruestung. Aber weder Sonnen- noch Windenergieeinrichtung. Und so laeuft der Generator jeden Tag stundenlang.
Soweit die Segler. An Land dann die Spezialitaet von Bonaire: Motorraeder, Autos und Quats, die durch die Strassen fahren und mit Erfolg versuchen, so viel Laerm wie moeglich zu machen. Zum Glueck nicht den ganzen Tag lang, sondern nur so ab Eindunkeln bis weit nach Mitternacht. Meist hat der Laerm nichts mit Geschwindigkeit zu tun, da die Autos hier nur mit wenig mehr als Schritttempo der Promenade entlang schleichen. Es wir einfach der Gashahn rhythmisch auf und zu gedreht, idealerweise das Maenchen gemacht, Fehlzuendungen provoziert oder beim Anfahren moeglichst viel Pneuverbrennungsrauch produziert. Es gibt Tage, da geht es aber auch ganz ohne. Wahrscheinlich sind die Kisten dann in der Werkstatt zum Zylinder reparieren. So haben wir das noch nirgends erlebt. Muss daran liegen, dass es auf einer soo kleinen Insel mit eher schlechten Strassen ein Riesenfrust sein muss, wenn man eine theoretisch wahnsinnig schnelle Maschine unterm Hintern hat und dann meist mit weniger als 20 km/h rumschleichen muss. Es gibt hier uebrigens auch einen MC, also so einen Motorcycle Club à la Hells Angels. Alle mit grossen Maschinen. Die machen natuerlich keinen Laerm, sondern knattern gemuetlich und wie ueberall in Gruppen durch die Gassen. Aber auch bei diesen Gefaehrten hat sich uns noch nicht erschlossen, was man mit denen sinnvollerweise macht auf einer Insel, die vielleicht gerade mal 30 km lang und viel weniger breit ist und nur ein rudimentaeres Strassennetz hat. Aber seien wir mal froh, dass sie das alles nicht auf Jetskis ausleben!
Soweit also der Wermutstropfen, der wirklich nicht mehr ist.
Und sonst? Nun, wir bilden uns fort. Naechste Woche haben wir uns zu einem Windsurfkurs fuer Anfaenger eingeschrieben. Vorgestern nahm der Skipper einen Kurs fuer Freediving. Das ist das Zeugs aus dem Film Le Grand Bleu. Nur dass es fuer uns immer noch eher beim Schnorcheln ist. Aber da wir oft abtauchen und nicht nur an der Oberflaeche rumbummeln, ist es fuer uns schon hilfreich zu wissen, wie man (fast) ohne Hilfsmittel laenger und tiefer kann. Dafuer muessen wir aber noch viel trainieren. Unter anderem: relaaaxen. Puls runter bringen etc. Eingeschrieben hat sich der Skipper uebrigens beim 12fachen Weltrekordhalter Carlos Coste, aber auf seine persoenliche Betreuung verzichtet, aus pekuniaeren Gruenden. Trainer Hugo Lampe war ausreichend fuer so einen Anfaenger. Und die 12 Weltrekorde sind nun trotzdem im Text elegant eingebaut. Uebrigens, wen‘s interessiert: einfach mal freediving googlen. Und dann mit dem Atemuebungen nicht uebertreiben!
Ab heute wieder mal Auto gemietet, damit wir an Tauchspots gelangen koennen, die mit dem Dinghy etwas zu weit sind.
Ach ja, noch eine Neuerung: Dank der Anschaffung einer kleinen Autobatterie koennen wir nun vom Dinghy aus bis 12 Meter tauchen. Die Tiefe ist durch den Schlauch begrenzt, durch den wir unten mit Luft versorgt werden, die oben mit einem kleinen Kompressor betrieben wird. Bisher konnten wir das problemlos eine Stunde einsetzen. Ginge wohl auch noch deutlich laenger, nur muss dann die Batterie auch laenger geladen werden. Das erfolgt alles ueber Sonne und Wind, neben der Produktion von Wasser und dem allgemeinen Verbrauch. Ausser dem Windgenerator, der uns wohl am meisten stoert, alles lautlos. Sehr zur Freude unserer Nachbarn. Theoretisch. Merken die aber wohl kaum.

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Klaus Tischhauser

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