So, nun kehrt auf der fast schon neuen September erstmals etwas Musse ein. Und so können wir endlich Bericht erstatten über die unglaublichen Ereignisse an Bord. Im Zentrum: Gast Oli, den die Standard-Crew eigentlich am 16.4. in Grenada hätte im Empfang nehmen sollen. Tatsächlich haben wir ihn aber umgeleitet nach Trinidad, da die Arbeiten am Schiff noch nicht fertig waren. Als er am Samstag, dem 17. in Trinidad ankam, stand die September noch als Baustelle an Land und war noch nicht bezugsbereit. Somit logierten wir alle im Werft-eigenen Hotel. Ins Wasser kam die Seppi dann am Donnerstag. Aber auch zu diesem Zeitpunkt war die Aufgabenliste noch verstörend lang und der Gast wurde von früh bis spät in alle Arbeiten mit einbezogen. Aktivurlaub eben. Immerhin sind wir am Freitag schon in die nahe Scotland Bay geschippert, um dort, in netterer Umgebung, weiter zu arbeiten. Ziel: am Samstag, abends um 8 lossegeln nach Grenada. Nachts deswegen, weil es auf dieser Passage ab und zu mal zu Überfällen auf Yachten kommt (ca. 3-4 Mal in 5 Jahren), letztmals gerade vor ein paar Tagen. Da die Überfälle aber immer um die Mittagszeit erfolgen, ist die Empfehlung, nachts zu segeln.
Die Crew war also den ganzen Samstag mit Arbeit beschäftigt bis zum Eindunkeln (inkl. einem Besuch beim Zoll, der groteske Formen annahm), als der Skipper die Crew zusammen rief und ihr mitteilte, dass er die Abfahrt nochmals um 24 Stunden verschieben wolle (noch nicht segelbereit, keine Testfahrt, Crew erschöpft). Anstelle der zu erwartenden Meuterei erkannte die Crew augenblicklich den Vorteil: man durfte ein Bier aufmachen, was bei anstehendem Segeln nicht erlaubt war. So gab es dann am Sonntag doch noch eine Testfahrt (erfolgreich) und etwas Entspannung vor der Überfahrt.
Diese verlief sehr ruhig, an den Gasplattformen vorbei, mit entgegen kommenden Seglern und gutem Speed. Oli haben wir leider ganz zu Beginn ans Steuer gestellt, als die See in Landnähe noch etwas ruppig war. Das bekam ihm nicht so gut, so dass er die Überfahrt mit entleertem Magen hinter sich brachte.
Montag Morgen um 9 Uhr liefen wir in die Prickley Bay auf Grenada ein – mehr als eine Woche nachdem Oli zu uns gestossen war!
In dieser ganzen Zeit des Wiederzusammenbaus des Schiffes sind immer wieder Sachen passiert, die unsere Nerven ordentlich strapaziert haben. So trat kurze Zeit nach der Einwasserung Wasser durch einen Auspuff ins Boot, gleich bei der ersten Fahrt vom Kran zum Anlegeplatz starb ein Motor ab (Tagestank war wegen der Schweissarbeiten noch leer), später überhitzte der andere Motor (Kühlwasser nicht nachgefüllt), Beiboot hatte ein Leck, SUP ebenfalls, Positionslicht funktionierte nicht, seltsamer Stromfresser am Navitisch, Aussenborder zickt (wahrscheinlich noch schlechtes Benzin aus Brasilien). Nun, einiges ist wieder im Lot, anderes harrt noch der Lösung. Was uns einfach etwas sprachlos machte, war und ist die Konzentration der Ereignisse. Und das mit einem Gast an Bord. Irgendwann sollte das wieder mal aufhören. Letztes Ereignis: Controller der Ankerwinsch ist hinüber, also Anker von Hand aufholen. Immerhin läuft beim Segeln alles rund.
In der Prickley Bay haben wir übrigens Paul mit Hund Luca von der Hierbabuena wieder getroffen. Nach einer Nacht sind wir aber weiter gezogen nach Ronde Island, wo wir nur mit einem anderen Segler in der Bucht die Nacht verbrachten. Langsam kehrt normales Segelleben ein und Gast Oli darf nun die handwerklichen Aufgaben durch Arbeiten im Haushalt oder am Steuer ersetzen. Halt immer noch Aktivurlaub, aber mit etwas Lesen, Relaxen, Schnorcheln oder Segeln zwischendurch. Nun liegen wir gerade vor Sandy Island und geniessen dieses einfache Leben etwas. Wurde auch langsam Zeit!