Trinidad in Sicht – segeln entlang der Nordkueste

Heute frueh haben wir die Bordzeit angepasst und die Gastlandflagge Trinidas sowie die gelbe Q-Flagge aufgezogen (das ist das Zeichen, dass man die Einreiseformalitaeten noch nicht erledigt hat – aber sich bewusst ist, dass man es muesste). Kurz darauf kam im Dunst die Insel in Sicht. Sie ist jetzt, rund 8sm entfernt, immer noch nur ein Schimmer, aber das wird sich wohl bald aendern. Hinter uns liegen einige Foerderplattformen (Gas und Oel), die wir umschiffen mussten. Jetzt wartet evtl. wenig Wind wegen der Landabdeckung auf uns.
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Ja, so ist es gekommen. Anfaenglich schaukelten wir mit Wind genau von achtern und nur mit dem Gross vor uns hin. Recht langsam und unbequem. Strom gegen uns. Dann drehte der Wind stark und wir konnten wieder beide Segel setzen. Langsam sind wir immer noch, unter 4 Knoten. Eigentlich sollten wir Strom mit uns haben. Aber das Schiff bewegt sich kaum noch, schaukelt nicht, keine Kraengung. Also sehr gemuetlich. Wir sehen endlich mal wieder Land, da wir ja der Kueste entlang schippern.
Unsere Versuche, der Coast Guard unsere Praesenz via Funk mitzuteilen, waren bisher erfolglos. Sind uns die Berge im Weg? Wir hatten noch mit dem Gedanken gespielt, in einer der paar Buchten an der Nordkueste zu ankern. Aber da wir die Sicherheitslage nicht so gut kennen (und sie nicht den besten Ruf hat) und weil man eigentlich angehalten ist, zuerst einzuklarieren, troedeln wir weiter und werden wie immer nachts ankommen. Anscheinend zahlt man in Trinidad bei Ankunft ausserhalb der Buerooeffnungszeiten einen erhoehten Tarif! Da sind wir mal gespannt.
Langsam wird es Zeit, dass wir ankommen. Es bleiben uns nur noch ein oder zwei Radio-Tatorte. Es fehlen aber noch rund 30sm, also fast 10 Stunden.
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01.45 Uhr Update: wir liegen in der Scotland Bay vor Anker. Eigentlich duerften wir das nicht, aber wir machen es jetzt trotzdem. Chaguaramas ist gleich um die Ecke. So sollten die Formalitaeten morgen bzw. heute kein Problem sein. Wir sind gespannt, wie die Bucht bei Tageslicht ausschaut. Es hat einige Ankerlichter hier. Wer da wohl liegt? Sieht eher nach kleinen Motorbooten aus.
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Wir sitzen nun schon abends in Chaguaramas in der Marina. Heute Morgen sind wir erstaunlich frueh – vielen Dank, Skipperin – aufgestanden und konnten endlich sehen, wo wir da in der Nacht den Anker geschmissen hatten. Rundum viel Gruen, viel Voegel aber kein einziges Boot mehr, alle weg! Als wir nach dem Fruehstuecken und einem ersten Karibikschwumm (endlich klares Wasser, wir konnten den Grund sehen!) Anker auf gingen, fuhren wir noch weiter in die Bucht hinein, weil wir spaeter evtl. zurueckkommen wuerden. Und da tauchte eine Segelyacht nach der anderen auf, insgesamt sechs Stueck lagen da im hintersten Winkel sehr gut geschuetzt vor Anker. Die anderen Boote heute Nacht waren wohl Fischer, die schon wieder bei der Arbeit sind.
In Chaguaramas sind wir dann wie vorgeschrieben an den Zoll-Steg gefahren, haben uns formellere Kleider angezogen – das heisst im Klartext lange Hosen und feste Schuhe – und haben uns im tiefgekuehlten Office der Immigration gemeldet. Unzaehlige Formulare, z.T. mit Kohlepapier, das wir dazwischen legen mussten (Leser: wann hast Du das zuletzt gemacht??), wurden ausgefuellt, waehrend ueber unseren Koepfen am obligaten TV-Bildschirm ein Film im Stil von Dschungelcamp (mit Dolf Lundgren?) lief. Entgegen den zahlreichen negativen Berichten ueber die Behoerdengaenge und -schikanen hier in Trinidad lief alles ruhig und freundlich ab. Vom letzten Hafen wurden Ausklarierungspapiere verlangt, die wir nicht hatten. Die an deren Stelle vorgelegten Einreiseformulare des letzten Hafens wurden nicht beanstandet. Also alles paletti. Und wieder einmal viel positiver als man auf den einschlaegigen Blogs so liest.
Die Seppi haben wir danach fuer laeppische 50 US-Dollar pro Nacht in die Marina gelegt. Neben lauter grosse Motoryachten. Versteht sich ja von selbst. Dann ueppiges Mittagessen und wieder mal nach langer Zeit Internet-Update. Anschliessend Marsch in der Hitze durch Chaguaramas, das nichts anderes ist als eine Ansammlung von Werften und Marinas fuer alle Arten von schweimmenden Untersaetzen, vom Supertanker im Trockendock bis zum kleinen Segelschiff. Dabei wurden die ersten Vorbereitungen fuer die anstehenden Arbeiten am Schiff getroffen. Abends dann haben wir die Liste dieser Arbeiten konkretisiert mit immer wieder erstaunlichem Resultat: was gibt es da nicht alles zu tun. Vom Ersatz ueber die Reparatur und die Sanierung bis hin zur allseits beliebten Verschoenerung und Verbesserung des Schiffes.
Von Nachbarn wurden wir auf das woechentliche BBQ aufmerksam gemacht, bei dem jeder einfach selber sein Zeugs mitbringt. Lockere Sache, typisch karibisch (wissen wir noch vom letzten Mal).
Nach zwei Naechten werden wir diese Welt wieder verlassen und ankern gehen. Ein paar Tage, bis die September dann an Land gehievt wird und ihre Crew sie fuer die Feiertage und noch laenger verlaesst.

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Klaus Tischhauser

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