Es ist wieder einmal geschafft – wir haben den Weg durch die Instanzen erfolgreich hinter uns gebracht. Ist immer wieder so irgendwie das aufregende lowlight am Anfang eines Landes. Danach geht es meist aufwaerts. Senegal war diesbezueglich eine positive Ueberraschung, Gambia solala und Guinea-Bissau war ein wenig muehsam. Aber irgendwie ist’s auch gegangen. Das Problem ist hier, dass man im Vorfeld nicht alles so genau weiss (was aber andererseits auch zum Reisen gehoert und einen gewissen Reiz hat), da man in den einschlaegigen Foren etc. einfach liest, das vieles Verhandlungssache sei. Na prima! Verhandlungssache bei der Einwanderungsbehoerde (Immigration) und bei der Hafenverwaltung. Bei uns war das im Detail so:
wir haben uns abends ganz ans Ende der Hafenanlage vor Anker gelegt, so wie im 20-jährigen Westafrikasegelführer auch beschrieben. Gilt dort als problematisch – wir können nicht erkennen wieso. Gut, mit dem Dingi an Land gehen kann etwas rutschig sein, aber wo ist es das nicht?
Am Morgen dann naht, kurz bevor wir uns an Land zu den Behoerden gehen wollten, die erste Behörde schon per Boot und steigt an Bord: der Chef der Immigrationsbehörde. Er kriegt eine Cola und die Pässe. Sieht die Visas, die wir in Banjul geholt hatten – 30 Tage gültig ab Ausstellung, also noch rund 3 Wochen. Der Beamte macht uns darauf aufmerksam, dass er uns nochmals einen oder zwei Monate (weiss nicht mehr wieviel genau) drauf geben koennte ab Verfall des ersten Visums, dann haetten wir Ruhe. Man wisse ja nie, ob man nicht ploetzlich kurz vor Verfall bei Abfahrt ein Problem mit der Maschine habe. Sollte das so sein, stünde man mit einem abgelaufenen Visum da. Gar nicht gut. Wir machen ihm trotz dieser schlimmen Vorstellung klar, dass wir das Wagnis eingehen moechten und dankend auf das sehr nette Angebot zu verzichten. Es ist wohl so, dass man im Vorfeld kein Visum braucht und die lokalen Behoerdenvertreter es lieber haben, wenn sie selber eins ausstellen koennen. Da bekommt man evtl. auch eher gleich 45 Tage statt unserer 30. Brauchen wir aber nicht. Noonesite.org gibt uebrigens aktuelle Infos dazu. Wir werden dann darauf aufmerksam gemacht, dass der Besuch Kostenfolgen hat; 15’000 FCFA, umgerechnet ca. 30 CHF. Naja, schlaue Sache. Dann kommt der Besucher in unserem Dingi mit an Land, zusammen mit dem Skipper, die Skipperin bleibt an Bord. Dem Skipper wird auf dem Weg zum Immigration-Buero klar gemacht, wer noch jeweils ein ‚Cadeau‘ in Form einer monetaeren Zuwendung erhalten solle, so z.B. der Polizeichef am Steg, der auf das Dingi aufpasst. Dann der Beamte, der den Stempel in die Paesse druecken soll. Der Weg zum Buero gibt einen ersten Eindruck von Guinea-Bissau bzw. Bissau, der Hauptstadt. Wie schon in Banjul, ist der Gang durch die Hafengegend nicht dazu geeignet, dem Besucher die beste Seite das Landes zu zeigen. Aber eben: Hafenviertel, das ist andernorts nicht viel anders. Bei den Bueros ist dann schon alles besser, die Stempel kommen auf den Tisch, sogar schon einer fuer die Ausreise, so dass das auch schon erledigt ist. Dass nun noch ein Cadeau faellig ist, will der Skipper nicht so einfach hinnehmen und fragt, ob der Beamte denn nicht vom Staat auch schon bezahlt werde, wieso er denn nun nochmal was drauflegen muesse. Solche Diskussionen bringen meist nicht viel, ausser, dass man ohne Bezahlung gehen koennte, was aber recht unbeliebt ist. Schliesslich verdienen die unteren Chargen ja kaum etwas. Des Skipper’s Problem ist halt einfach, dass er nur grosse Noten vom Geldwechseln in der Tasche hat und sich schwer tut, ein so schweres Cadeau liegen zu lassen. Macht’s dann aber zähneknirschen doch. Dann weiter zur Capitania. Der zustaendige Beamte ist noch nicht da. Irgendwann kommt er, oder zumindest eine hoeher gestellte Person, der Inspektor der ganzen Region. Als ihm von einem Helfer geschildert wird, worum es gehe, fragt er nach Schiffsdaten und Anzahl Motoren. Wir haben zwei. Er nennt dann irgendwas von 470’000 FCF, also so um die 1000 Franken Gebuehr! Es dauert so seine Zeit, bis ihm klar wird, dass es sich trotz zwei Motoren nicht um ein kommerzielles Schiff handelt, das auch keine Bewilligung fuer ein Jahr braucht, sondern dass wir einfach Touristen sind. Als das klar ist, beginnt das Warten im Vorraum des Bueros, wo vier Angestellte die Zeit totschlagen und im Fernseher Bom Dia Guine laeuft – beschraenkt unterhaltsam. Gerade als der Skipper unverrichteter Dinge zurueck aufs Schiff will, um spaeter wieder zu kommen, kommt der Inspektor mit dem Bescheid, dass er mir eine Navigationserlaubnis für einen Monat erteilen koenne, die dann 75’000 FCFA, also rund 150 CHF kostet. Ok, das kann sein, auch wenn es teuer ist. Immerhin ist es wohl sehr empfehlenswert, fuer diese Gewaesser ein offizielles Schreiben vorweisen zu koennen, da es anscheinend von vielen Behoerden kontrolliert wird.
Schliesslich zurueck zum Dingi, beim Polizeicontainer vorbei. Dort vom Polizisten aufgehalten und reingebeten. Er weist darauf hin, dass das Dingi umparkiert worden sei, weil sich das Wasser stark zurueckgezogen habe. Es liegt wieder an sicherer Stelle. Dann haelt wie zufaellig eine junge Frau den Kopf in den Container, klimpert mit ein paar Muenzen in der Hand – bettelt sie? Es stellt sich heraus, dass sie die zustaendige Chefin ist, der die neu ausgestellten Papiere erstsmals vorgelegt werden koennen (muessen). Und sie mein: c’est parfait! Das finden wir auch. Die Helfer bekommen dann noch ihren Obolus – der Skipper hat inzwischen Kleingeld beschafft und ist nun besser in der Lage, die vielen wirklichen willkommenen Hilfestellungen zu entloehnen.
Puhh, wieder mal geschafft.
Abschliessend noch das: sowohl der Mann von der Immigration, wie auch einige andere, haben franzoesisch gesprochen, andere spanisch so halbwegs und sonst war jemand zur Stelle, der geholfen hat, wenn das bescheidene portugisisch nicht ausgereicht hat.
Kurz nach Rueckkehr aufs Schiff dann die Rueckkehr nach Bissau, diesmal mit Skipperin. Die Leute sind sehr zurueckhaltend, man wird kaum angesprochen auf der Strasse. Alles recht ruhig. Im Vergleich zu Gambia scheint dies hier noch aermer zu sein, aber irgendwie nett. Die Einreisehuerde ist genommen, nun koennen wir das Land von seiner ‚richtigen‘ Seite kennen lernen.
3 Antworten
und nun so summa summarum … was hat das ‚puhh, wieder mal geschaf’t gekostet?
liegt die sepi nun kostenlos vor anker … oder werden in den nächsten tagen weitere obuli fällig?
hab mal mit google’s hilfe rum-gesörft … bin gespannt was ihr da alles erlebt und seht!
p.s. mal wieder ein foto würde uns daheimgebliebenen gefallen 🙂
Also das sind wohl rund 200 CHF, wobei der Hauptbrocken ja die Navigationserlaubnis ist. Ankergebuehren gibt es hier nicht, ist also alles total frei und nun inbegriffen 😉
Danke für diesen interessanten Blog. Finde das Thema sehr spannend.