Nach 9 Tagen sind wir zurück auf dem Schiff. Der Ausflug ist fast ein wenig zu lang geraten oder das Ende etwas ungünstig ausgefallen; in Praia do Forte wollten wir schon nach einer Nacht weg, da wir erkannten, dass für uns ein Aufenthalt am Beach wenig Sinn macht bzw wenig Reiz hat. Wir blieben dann doch die drei gebuchten Nächte und das war auch gut so. Obwohl wir oft herumlagen, wie faule Fliegen – also immer nur zur heissesten Zeit -, nehmen wir doch ein paar Erinnerungen mit. Zum Einen war da der kurze Ausflug in den nahen Park, der etwas Dschungelfeeling verbreiten sollte. Anfangs wurden in einem Parkgebäude alle Tiere erklärt, die es theoretisch zu sehen gibt. Mit Startzeit um 11 Uhr morgens machten wir uns allerdings wenig Hoffnung. Liefen dann aber doch immer mit den Köpfen im Nacken die Baumwipfel nach Faultieren absuchend herum. Links und rechts verpassten wir wohl das verrückteste Wildlife, weil einfach ein Faultier – oder Sloffi (von Englisch Sloth) wie unser sehr humoriger Guide Jose sagte – hermusste. Wir hatten schon welche in Costa Rica gesehen, aber arttypisch reglos und sehr weit oben. An einem See gab es ein kurzes Bad, dann eine Portion leckere Flussgarnelen. Weiter ging die Sloffi-Jagd. Armer Jose, er wollte wirklich eins sehen, wohl mehr als wir. Und plötzlich war es soweit, natürlich kurz vor Ende der Tour. Da sass eins, in einer Baumgabelung. Die sollten doch hängen! Und rührte sich nicht. Aber Auftrag erfüllt. Dann erblickte Jose ein zweites Sloffi! Es war nah und bewegte sich! Wirklich sehr cool! Es wechselte in der ihm eigenen Tempo den Baum, hing kopfüber, dann ‚richtig‘ und kletterte herum. Wir waren zufrieden. Und Jose erst, total aus dem Häuschen. Er sähe auf 10 Touren 9 mal Sloffis, machte sich aber wohl schon auf eine Niete gefasst. Daraus wurde nichts, zum Glück für uns alle!
Zurück zum Ausflug. Also Chapada Diamantina. Wir steuerten direkt Lençois an, wo wir uns für drei Nächte einquartiert hatten. Sehr nettes Dorf. Von hier aus machten wir jeden Tag einen Ausflug. Erster Tag: Cachoeira do Fumaca. Wanderung von 12km (hin und zurück) auf ein Hochplatteau von dem ein sehr hoher Wasserfall runterfällt und – wenn er Wasser hat – unten kaum ankommt, da er vorher wir Rauch verwirbelt wird. Als wir da waren, gab es nur sehr wenig Wasser, was wir erwartet hatten. War trotzdem total schön!
Zweiter Tag: Fazenda Pratinha, Poço Azul, Gruta Lapa Doce und Mirante do Camelo. Die Gruta ist eine riesige Tropfsteinhöle. Den Mirante wollten wir nutzen, um wieder mal ein wenig das Drohnenfliegen zu üben. Eigentlich erstmals, da in Europa überall wo wir waren, Flugverbot war. In Brasilien ist das locker, 30 Meter von Leuten weg. Wir machen das aber nur, wenn wir alleine sind, weil es einfach unheimlich nervt (der Schreibende träumt davon, Drohnen mit der Steinschleuder runterzuholen). Ein gutes Beispiel für den kantschen Imperativ. Nun, soweit ist es kaum gekommen, da der Pilot gar nicht mehr richtig wusste, wie man das Ding startet…
So besannen wir uns eines Besseren und fuhren einer üblen Piste entlang, die nach Auskunft eines entgegenkommenden lokalen Motorradfahrers an einem unüberwindbaren Fluss endete (unsere elektronischen Karten waren etwas widersprüchlich…). Ein Abenteuer mehr und dank vollem Tank problemlos.
Dritter Tag: Fazenda Marimbus, schöne Kayakfahrt (wir mussten nicht selber rudern) im Feuchtgebiet, dann weiter nach Sitio Horta Natural an einem See, südlich von Marimbus do Remanso. Fortsetzung des Drohnentrainings. Diesmal, nach Einspielung von Updates, schon besser.
Weiterfahrt nach Sitio Monte Alegre, vorbei am sehr schmucken Mucugé. Übernachtung in Rundhütte im Kaffee/Bananen/etc-Hain. Wunderbar. Abends wieder Drohnentraining. Geht fast voll in die Hose, da Batterie leer und keine Kontrolle über das weit entfernte Gerät. Panisch rennt (in Flipflopps) der Pilot dem Apparat hinterher, um ihn nach dem Absturz über einer Kaffeeplantage eines Kleinbauern zumindest wieder zu finden. Der Bauer steht schon mit der ganzem Familie vor seiner Hütte und schaut dem unwürdigen Treiben zu. Mirakulöserweise kann der Pilot der Drohne vor dem Absturz habhaft werden. Eine Entschuldigung wird zur Familie gerufen und dann die Flucht angetreten. Aber der Bauer ruft hinterher, weiterfliehen wäre feige. Also zurück und nochmals entschuldigen. Der Bauer tut das aber mit einer Handbewegung ab (hat eher keine Ahnung, was der Tourist da sagt) und fragt etwas. Nach einigem Hinundher ist klar, worum es geht: er fragt, ob wir Land kaufen wollen. Wollen wir natürlich nicht, obwohl es sehr fruchtbar und schön gelegen scheint. Schönes Gespräch, soweit das möglich war, auch mit den zwei Kindern. Danke Drohne!
Am nächsten Tag mit Guide Roberto zur Cachoeira do Buraçao. Toller Wasserfall, den man nur schwimmend erreicht. Die zweite gebuchte Nacht lassen wir sausen, da der Weg an die Küste für den nächsten Tag alleine zu lang ist. Übernachtung mehr oder weniger in einem Motel in Jaguaguara auf halbem Weg. Nachtessen in modernem Hamburgerrestaurant am Hauptplatz. Weiter dann nach Praia do Forte. Wenig Lust, etwas zu unternehmen. Den Strand schauen wir aus der Ferne an. Am nächsten Tag holen wir Daniel am Flughafen ab (nachdem der Skipper in einer Shopping Mall noch frisch eingekleidet wurde) und fahren mit ihm kurz zur Iraila. Rückfahrt zum Flughafen, Daniel abgeben und weiter zurück nach Praia do Forte. Schöner Kurzbesuch (Daniel war mit uns schon im Panamakanal als Crew, dann besuchten wir ihn in Panama City und später in Venao. Ex Arbeitskollege). Noch ein weiteres Highlight: Eisdiele mit 70 Sorten. Man konnte sich mit Becher in der Hand selber bedienen, also viele Versucherli aus den Kübeln schälen. Klasse! Das Besondere: in Brasilien gibt es so viele uns unbekannte, leckere Früchte, dass die Wahlmöglichkeit noch wertvoller ist.
Dann Weihnachten (24.). Als zu Hause alle vor dem Baum glänzende Äuglein haben, gehen wir zeitgleich erstmals an den Strand. Null Weihnachtstimmung. Aber ein sehr leckeres bahianisches Essen. Und nun zurück auf dem Schiff zur Erholung. Bilder wie immer in der Rubrik ‚Fotos und Filme‘.