Nun also noch die letzte und kleinste Kanareninsel. Die letzte, weil sie die südlichste und westlichste ist. Auch bezüglich Europa. Bis Greenwich langsam übernahm, führte der Nullmeridian hier durch die Insel und markierte sozusagen den äusseren Rand der Welt.
Hier waren wir mit dem Schiff noch nie. Bevor wir rübersegelten von La Gomera, hatten wir noch zwei Nächte vor Anker im Süden der Insel an der Playa de Chinguarime verbracht. Ruhig, schön und gute Unterwasserwelt.
Die Überfahrt brachte erwartungsgemäss im Windschatten der Insel erst mal ein bisschen Motoren, dann zügiges Segeln. Der Hafen von El Hierro heisst Puerto la Estaca, der Hauptort Valverde liegt 500 Höhenmeter weiter oben, oft in den Wolken, feucht und kühl. Am Hafen gibt es nicht viel, aber man liegt ruhig. Nebenan, wie so oft, eine Bademöglichkeit.
Nur einmal pro Tag legt hier die Fähre an, entsprechend ruhig ist es auf der Insel. Im Hafen selber aber leider nicht, da die Fähre jeweils von halb neun abends bis mittags im Hafen liegt und lange Zeit viel Lärm macht (wohl Generatoren). Uns war schon in La Palma – ebenfalls eine eigentlich sehr ruhige Insel – aufgefallen, dass die eine Fähre, Armas, die auch hier liegt, fast die ganze Nacht durch lärmt, während die andere – Fred.Olsen – ankommt und bald alle lauten Systeme abstellt. Nun gut, es gibt Schlimmeres.
Von der Autovermietung am Hafen haben wir uns zwei Tage lang ein Auto gemietet und den Süd- und Westteil der Insel erkundet. Sehr schön!
Den Rest behielten wir uns für die erneute ebike-Miete auf. Wiederum eine wunderbare Sache.
Im Hafen lernten wir die Crew der Noe kennen, die wir bisher in verschiedenen Häfen immer nur aus der Ferne sahen. Christine und Thomas segeln auch nach Brasilien und dann unten rum. Nach einem netten Abend auf ihrem Schiff zusammen mit der Crew der Strega sind sie nun schon wieder einen Schritt voraus auf dem Weg nach Mindelo / Kapverden.
Die Insel ist zwar ruhig bezüglich Tourismus, aber eine Besonderheit weist sie seit einiger Zeit auf: es treffen hier sehr viele Flüchtlingsboote ein, die in Mauretanien losfahren. Die Zahl der Ankömmlinge gehen in die Tausende. Sie werden zwar auf die anderen Inseln verteilt, evtl auch auf das Festland. Aber eine Belastung ist es wohl schon. Umso erstaunlicher ist der scheinbar unaufgeregte Umgang der Insulaner mit der Situation. Jörg, der schon einige Zeit auf der Insel lebt und uns die ebikes vermietet hat, erklärte es so: vor noch nicht allzu langer Zeit sind Bewohner El Hierros in von der Grösse her vergleichbaren Booten auf ‚unserer‘ Route aus Not gen Venezuela gesegelt. Eine schöne Erklärung für die besondere Solidarität, die es zu geben scheint.
Ach ja, da war ja noch die Geschichte mit den Matratzen und den Rückenschmerzen. Also die Matratzen wurden uns auf vorgestern Abend versprochen, wir erhalten sie dann wohl heute Vormittag. Die Rücken haben sich verbessert. Die Skipperin hat in Frontera einen Physiotherapeuten aufgesucht, der die Ursache ziemlich zackig erkannt hatte: Segler bewegen sich oft gebückt – oder zumindest nicht in Haltungen mit weit offenen Armen- , was sich auf die Rückenmuskulatur negativ auswirkt. Mit einfachen Übungen mit dem Thera-Band ist dem beizukommen. Zudem hat er der Patientin noch eine Stunde lang mit Elektroden, Massagen und anderem die Schmerzen praktisch weggezaubert. Ganz ohne Eishockey-Nostalgie!
Der Preis hat uns dann fast etwas geschockt: 35 Euro. Der Physiotherapeut kam übrigens aus Venezuela.
Im selben Ort haben wir noch die Bekanntschaft mit dem Weinbauern Uwe, ehemals aus Bayern, gemacht, der u.a. an steilen Hängen hoch über dem Ort aus seinen Trauben rote, weisse und rosé Weine keltert, von denen wir einige Flaschen dem Bord-Keller zugeführt haben.
Lokal trinken und auf lokalen Matratzen schlafen, aber global segeln.
Ansonsten fällt die Insel durch zahlreiche Naturschwimmbäder auf. Wir hatten bei unseren Besuchen mit Gezeiten und Seegang nicht immer Glück, so dass wir davon nur teilweise profitieren konnten. Eine faszinierende Einrichtung ist das aber allemal.
Dem weiteren Highlight El Hierros widmen wir uns – hoffentlich – an morgen: dem Tauchen. An der Südspitze Europas soll das besonders schön sein. Wir werden darüber berichten.