Datum: 1./2.9.2020
Total NM bisher: 592
Reststrecke NM ca:2020
Etmal (24h-Distanz) jeweils um 2000 UTC: 133
Wassertemperatur: 27.3
Windgeschwindigkeit: 16kn
Windrichtung:090
Stroemung: –
Wetter: freundlich, Passatbewoelkung, ab und zu Kuerzestschauer aus einzelner Wolke Sichtungen: rein gar nix
Besonderes: nichts
Bordstimmungswert (1-10): 7
24-Stunden-Fazit: Tag ohne besondere Anstrengungen.
Kommentar:
Wir bekommen immer wieder Fragen gestellt, die evtl. einige von Euch interessieren. Daher haben wir auf die folgenden hier ein paar Antworten aufgeschrieben: – Wieso muesst Ihr um das Hochdruckgebiet herum fahren?
– Habt Ihr den riesigen Plastikstrudel, der sich in der Gegend befinden soll, gesehen? – Wieso genau Seattle als naechstes Ziel?
– Wie geht es danach weiter?
Das wird nun alles ein wenig laenger, aber dafuer ist dann mal einiges gesagt und es herrscht Klarheit.
Also:
Hochdruckgebiet: ja, schoenes Wetter zwar, aber auch wenig Wind. Dazu muss man noch wissen, dass sich Hochdruckgebiete (die man sich, wie auch Tiefdruckgebiete, wie einen Wirbel vorstellen muss) auf der noerdlichen Halbkugel im Uhrzeigersinn drehen, die Winde mehr oder weniger entsprechend auch. Somit wuerden wir bei direktem Kurs nach Seattle nicht nur wenig Wind haben, sondern Wind gegen uns. Auf der Westseite des Hochs weht der Wind hingegen eher von Sued nach Nord und auf der Nordseite von West nach Ost. Daher ist die schnellste Route eben nicht die direkteste. Bei Weltumsegelungen fahren uebrigens die Rennyachten von Kap Hoorn kommend mit Ziel Europa auch nicht direkt auf den Kanal oder Frankreich zu, sondern muessen dort auch ein stationaeres Hoch, das bekannte Azorenhoch, auch westlich und noerdlich umrunden. Ein anderes bedeutendes Hoch, das sich allerdings im Gegenurzeigersinn dreht, da auf der Suedhalbkugel, ist das St. Helana-Hoch vor der Kueste Suedwestafrikas.
Plastikstrudel: haben wir natuerlich auch schon davon gehoert, aber bisher nichts davon gesehen. Wir haben danach gefragt, aber keine konkreten Antworten bekommen. Seien nur sehr kleine Teile, was mich allerdings wundern wuerde. Soll ja eine richtige Suppe sein. Habe allerdings auch mal einen Film gesehen ueber ein Schiff, dass ihn suchen gegangen ist. Eher erfolglos, wenn ich mich recht entsinne. Aber man darf nicht vergessen, dass das Meer hier unglaublich gross ist. Man kann da nicht einfach mal schnell drueberfliegen oder mit dem Schiff schnell hin. Das geht gleich ins Geld und nur rumsegeln auf so einem Gebiet ist auch schwierig. Der Strudel ist ja eher nicht so ganz stationaer und da machen ein paar Hundert Seemeilen unterschied schon was aus. Sucht man jetzt in Rom oder in Oslo sozusagen.
Wieso Seattle?
Das Ganze hat natuerlich sehr viel mit Covid zu tun, aber nicht nur. Ein anderer Grund ist, dass wir fuer die Zukunft ein neues Projekt am Laufen haben und das heisst ‚September II‘. Im September (Zufall) 2022 (erst!) tauschen wir die gute, alte September gegen ihre Nachfolgerin mit Arbeitsnamen ‚September II‘ ein. Ja, richtig gelesen, kein Witz! Grund: wir werden nicht juenger (Ueberraschung) und die alte Seppi, obwohl sie definitiv immer juenger, sprich besser wird, ist halt ein Schiff, das eher fuer juengere Leute geeignet ist. Noch steigen wir flink aus dem Wasser oder vom Dinghy wieder an Bord oder ducken uns noch locker, wenn wir vom Salon in unser Schlafgemach gehen. Aber in ein paar Jahren faellt uns das wohl schwerer. Und da die Seppi seit den grossen Arbeiten in Trinidad nun wirklich in einem vernuenftigen Zustand ist, schien uns in diesem Fruehjahr der Zeitpunkt gekommen, sie weiter zu reichen. Ziel: junges Paar, das um die Welt segeln will. Folgefrage: wer interessiert sich fuer eine Reinke Hydra? Antwort: nur wer diesen Schiffstyp kennt. Und das sind wohl nur (deutschsprachige) Europaeer. Daher war eine Reiseoption auch die Rueckkehr mit der September nach Europa. Eine andere, sie im Raum Seattle, wo die Leute auch mal in den kuehlen Norden segeln und ein fuer diese Temperaturen geeignetes Schiff eher zu schaetzen wissen, zu verkaufen. Somit ergeben sich folgende Optionen, von Hawaii aus:
a) hoch nach Alaska und dann den Inseln entlang via British Columbia Richtung Vancouver, Seattle. Zu spaet, da muesste man frueher los, was fuer uns nicht moeglich war, da wir ja erst Ende Juni auf Hawaii ankamen. Da haetten wir gleich weiter muessen.
b) runter in die Suedsee. Da sich dort die Situation nicht wirklich dramatisch verbessert hatte, wollten wir das nicht. Auch droht dort bald die Hurricane Season.
c) wie b), aber dann wegen Hurricane weiter nach Neuseeland/Australien. Geht aus heutiger Sicht nicht, da Neuseeland und Australien noch zu, wie viele andere Suedseeinseln/-staaten auch.
d) runter in die Suedsee und Hurricane Season auf den noerdlichen Marquesas abwarten. Wollten wir nicht, wegen genannter Gruende um Covid und weil ein halbes Jahr mehr oder weniger am gleichen Ort rumhaengen nicht unser Ding ist.
e) im Eiltempo die Weltumsegelung fortsetzen und via Suezkanal nach Europa. Seeehr weit. Und so ein Huschhusch macht doch keinen Sinn. Und natuerlich Covid.
f) rueber nach Japan und dann via Aleuten zu a). Sehr weit und nass. Viel motoren. Ganz nass ist nicht so super mit der Seppi. Da braeuchte man ein Hardcover (koennte man sich draufschweissen, haben wir aber nicht gemacht). Und Covid.
g) rueber nach Kalifornien. Da muss man auch aehnlich segeln, wie jetzt nach Seattle und kann das von da aus immer noch. Zudem: ist man einmal da unten, ist es evtl. etwas schwierig, wieder hoch zu kommen, z.B. um im Sommer dann doch noch British Columbia zu besegeln. Weg nach Norden evtl. dann wieder via Hawaii.
h) Vancouver. Ja! Gerne! Aber die Grenze zwischen den USA und Kanada ist zu! In Kanada kursiert der Witz, man solle eine Mauer bauen und Trump muesse dafuer bezahlen.
i) Seattle. Sowieso eine der natuerlichen Destinationen nach Hawaii, USA und daher fuer uns offen und wohl sogar ohne Quarantaene und evtl. Verkaufsort fuer die Seppi, obwohl noch etwas frueh. Und Ausgangspunkt fuer Reisen innerhalb der USA mit Schiff stationaer in Seattle oder Umgebung. Und guter Hub, um auch einmal zurueck in die CH zu reisen, sollte man dereinst auch wieder zurueck kommen koennen, was derzeit nicht der Fall ist. Und Moeglichkeit fuer g) und a) Alles klar?
Nun zur Frage: wie geht es weiter?
Von Seattle aus ergeben sich folgende Moeglichkeiten:
a) Richtung Norden nach British Columbia und Alaska. Das machen wir evtl. naechsten Sommer.
b) Wie a) und dann weiter via Nordwestpassage nach Europa. Waere mit der September grundseaetzlich wohl moeglich, aber wie erwaehnt, ohne festes Dach ueber dem Cockpit ist uns das etwas zu feucht. Sonst eigentlich ideal, da einfacher als in der anderen Richtung. Aber das wollen wir dann mit der September II evtl. in Angriff nehmen. Also aufheben bis spaeter.
c) runter der Kueste entlang. Das haben wir vor. Bis Panama, dann durch den Kanal (schon wieder!) und dann via noerdliche Karibik, Azoren nach Frankreich (die September II wird in Cherbourg ausgeliefert). Karibik wird dann ab November 2021 sein, also in gut einem Jahr.
So, soweit die Plaene. Steht natuerlich alles noch in den Sternen, aber die Auslegeordnung ist mal gemacht.
Und dann? Dann Testsegeln in der Nordsee mit Besuch von Hamburg im Herbst/Winter 2022. Danach zurueck nach Cherbourg zur Nachkontrolle. Dann Versuch Nordwestpassage und so zurueck in den Pazifik, wo dann entlich die Suedsee an der Reihe waere. Falls Nordwestpassage nicht klappt, US-Ostkueste, Karibik, Suedamerika und unten rum. Dann via Osterinseln, Pitcairn, Gambier in die Suedsee. Viel Zukunftsmusik. Wir hoffen, dass wir sie hoeren duerfen.