Leute, das wird wieder mal vor allem ein Jammerbeitrag. Grund: na, wie immer, der Regen. Aber der Reihe nach.
Nach dem letzten Ankerplatz in Crawl Cay sind wir ein wenig weiter gezogen an die Nordostecke der Isla Popa, via-a-vis der Isla Cayo Agua. Das liegt schon ausserhalb des sehr geschuetzten Bereiches, in welchem wir uns die ganze Zeit bisher befunden hatten. Sehr flach da, wir ankerten mit 70cm Wasser unter dem Kiel. Alles total ruhig. Praktisch keine Motorboote mehr, von denen es um Bocas herum unheimlich wimmelt mit Motoren zwischen 75 und 200 PS. Hier wird nur noch im Einbaum gerudert. Wir machen einen kleinen Ausflug in ein nahegelegenes Dorf, durch das man faehrt, wenn man einem Mangrovenkanal folgt. Eine andere Welt hier. Obwohl es in der Naehe auch ein paar einfache, aber nette Touristenhuetten auf Stelzen gibt. Auch die Lokalbevoelkerung lebt meist ueber dem Wasser. Am folgenden Tag sind wir dann rueber in die Laguna de Bluefield und haben nahe dem kleinen Ort Puntas Arenas, bestehend aus ein paar Huetten, geankert. Auch hier, kaum Motorboote. Das eine hatte einen 15PS-Motor. Sonst sehr viele Einbaeume unterwegs mit Einzelpersonen, Paerchen, Familien drin. Die erste Besucherin mit ihrem Neffen kommt schnell vorbei, kaum sind wir vor Anker. Die Leute sind neugierig, freundlich, wollen ein paar Sachen verkaufen – nicht viel – und fragen nach diversen Sachen, wie z.B. Kleidern, Tauwerk, Caramel, Anglehaken, Buecher (auf Spanisch), Schreibwaren. Die Bevoelkerung hier – indigene Indios – lebt wirklich sehr einfach hier. Wir bleiben drei Naechte. An einem Tag gehen wir mit einem Cousin der ersten Besucherin auf eine Wanderung ins Dorf an der Aussenkueste, Cusapin. Allerdings ist der Weg durch den Dschungel so schlammig und ein stetiges Auf und Ab, dass wir uns irgendwann zur Rueckkehr entscheiden. Wir kommen noch an der Huette von Enriques Mutter vorbei und steigen runter zum nahen Wasserfall. Der Weg fuehrt durch einen Bach und unter viel Astwerk hindurch. Auf einem Ast zeigt uns Enrique einen Leguan. Es dauert einige Zeit, bis wir ihn auch sehen, so gut getarnt ist das wunderbare und nach Urzeit aussehende Reptil.
Der Tag des Ausflugs ist einer der ersten, der praktisch regenfrei war. Neulich ‚feierten‘ wir einen seltenen Rekord: 24 Stunden ohne Regen. Bald darauf wurden wir dann Zeugen einens anderen Rekordes: 24 Stunden Regen.
Und so ist es in etwa geblieben. Wir waren in die Bucht reingesegelt, seit Langem wiedereinmal Fortbewegung ohne Motoren! Und so sollte es weitergehen, daher haben wir uns auch entsprechend vorbereitet und ein paar Ersatzbloecke fuers Reffen des Grosssegels montiert und sonst alles segelbereit gemacht.
Windprognose ist 12 Knoten, wir reffen also nicht. Und los geht’s. Schon beim Ankeraufmanoever – das Gross ist schon gesetzt – faucht ein ordentlicher Wind. Zuerst motoren wir eine Meile gegen den Wind, der nun 25 Knoten erreicht, wahrscheinlich ein Dueseneffekt in die Bucht rein. Wir testen gleich mal die neuen Reffbloecke. Zweiters Reff rein und der Wind bleibt so stark, erreicht manchmal auch gegen 30 Knoten. Was fuer eine Prognose. Zum Glueck sind wir gerefft. Bald fallen wir ab und koennen endlich segeln. Mit immer gut 7 Knoten rauschen wir bei hohem Seegang unserem Ziel entgegen, der Insel Escudos de Veragua. Aber schon bald entscheiden wir uns, vorher noch einen Stopp in der naechsten Bucht bei Totobe einzulegen. Der Ankerplatz bei der Insel soll sehr schwellig sein, da warten wir lieber die Wetterberuhigung ab.
Nach Totobe folgt uns noch die Vagamundo, die gerade von Escudos de Veragua zurueckkommt und vom etwas anderen als dem prognostizierten Wetter ebenfalls ueberrascht ist. Die Bucht mit ihren paar Doerfchen und wieder den vielen Einbaumruderern ist sehr gut geschuetzt. Es regnet mal wieder dauernd. Trotzdem hoeren wir irgendwann aus dem Dunkel heraus ein feines Stimmchen, das uns von draussen ruft. Ein Maedchen und ein Junge in ihrem Einbaum und vom Regen durchnaesst fragen uns, ob wir Brot kaufen wollen! Na klar! Was fuer ein Service! Und das Brot ist noch warm und lecker dazu.
Nach einer ruhigen Nacht machen wir uns auf den Weg nach Escudo de Veragua. Wenig Wind ist angesagt und so kommt es auch tatsaechlich. Nur etwa ein Viertel der 16sm segeln wir. Immerhin koennen wir unsere Batterien dank des Motorens fuellen. Sie werden ja von der Natur immer noch nicht genuegend gefuellt. Bei der Ausfahrt aus der Bucht – es ist ein Kanal inmitten von Flachwasser – ueben wir wieder einmal erfolgreich eine Grundberuehrung. Ist aber nichts passiert, es hat nichtmal geruckt. Lange her seit dem letzten Mal.
Nun liegen wir gemaess der Panama-Seglerbibel von Eric Bauhaus vor einer der schoensten Inseln Panamas. Wow! Nur drauf waren wir noch nicht, obwohl schon die zweite Nacht hinter uns liegt. Dauerregen laesst nicht die geringste Lust aufkommen, das Schiff zu verlassen. Schoen und speziell sieht die unbewohnte Insel aber schon aus. Sandstraende, Steilkuestenabschnitte, vorgelagerte Riffs, Dschungel. Was will man mehr? Richtig: blauen Himmel rundherum.
Ein- oder zweimal haben wir ein Fetzchen blauen Himmel gesehen. Gemaess Prognose sollte die Bewoelkung heute bei unter 50 Prozent liegen. Stimmt aber ganz und gar nicht. Und so bereiten wir uns auf eine Abfahrt vor, ohne die Insel besucht zu haben. Nur ein kleineres Wunder kann noch dazu fuehren, dass wir vor der Abfahrt Richtung Einfahrt zum Panamakanal (bzw. ein Fluss mit ein paar netten Ankerplaetzen kurz davor) doch noch rueber zur Insel schwimmen und einen Fuss auf das schoene Eiland setzen. Wir werden darueber berichten, falls es so ist. Ansonsten liegen jetzt dann ca 20 Stunden Segeln vor uns. Windprognose ist recht ok.