Um 12:00 fährt unser Bus nach Santa Marta, womit dann unser langer Landausflug zum Abschluss kommt. Die letzte Station – Cartagena – ist nicht zum erwarteten Highlight geworden. Die Altstadt ist zwar zweifelsohne sehr sehenswert und nicht mit den anderen kolonialen Stadtkernen, von denen wir einige gesehen haben, vergleichbar. Die Bauten sind hier sehr hoch, imposant, zeugen von viel Pracht und Reichtum, und das Ganze ist von einer mächtigen, gut erhaltenen und begehbaren Stadtmauer umschlossen. Nein, daran lag es nicht, dass wir nicht so recht warm werden wollten mit Cartagena. Es ist das Übermass an Tourismus. Wahrscheinlich gar nicht so schlimm, aber gepaart mit unserer zunehmenden Landreisemüdigkeit hat sich das wohl etwas hochgeschaukelt. Da strapazieren die im Sekundentakt vorgebrachten Offerten für Touren, Zigarren, Getränke, Kaugummis, Restaurants, Bars, Taxis, Pferdekutschenfahrten, Schiffsausflüge, Stadtrundfahrten, Souvenirs, Hüte, Armbänder und Ameisen die Nerven einfach ein bisschen sehr. Kommt hinzu, dass Cartagena nicht nur Touristen, sondern offenbar auch viele Bettler anlockt. Wie erwähnt gibt es die auch an anderen Orten und es gehört irgendwie dazu, dass man den Alten und Behinderten und auch den leidgeprüften Venezolanern dauern etwas zusteckt. Zumal sie oft sehr zurückhaltend sind. Aber nicht so in Cartagena. Hier stumpften wir sehr schnell ab, vor allem all den jungen venezolanischen Müttern mit drei Kleinstkindern gegenüber. Und eben: andernorts in Kolumbien sieht das alles etwas anders aus.
Wir empfinden hier auch erstmals nicht mehr die gleiche Wärme bei den Leuten wie bisher. Im Gegensatz zu den Leuten, die einem dauernd etwas verkaufen wollen (allerdings nie aggressiv, ein ‚nein, danke’ beendet die Anstrengungen meist umgehend), erfreut man sich bei denen, die schon mit einem im Geschäft sind – zB im Restaurant – kaum einer nennenswerten Aufmerksamkeit. Das war bisher ganz anders, aber da waren Touristen halt noch eher etwas Exotisches. Und das ist hier absolut nicht mehr der Fall. Zudem ist der Altstadtkern eine Glitzerwelt aus durchgestylten Restaurants und Bars, edlen Boutiquen und wunderschönen Hotels. ‚Real life‘ gibt es hier praktisch keines mehr.
Also sollten wir nicht zu verwundert sein. Und die Stadt trotzdem ein wenig geniessen, zB in etwas perifereren Gegenden, in denen es schon etwas ruhiger zu und her geht.
Zurück auf dem Schiff bereiten wir uns dann auf die Fahrt nach San Blas vor (ein autonomes Gebiet innerhalb Panamas, das von sehr ursprünglich und naturverbundenen und die Natur hochhaltenden Menschen bewohnt wird und aus einer wunderschönen Inselwelt besteht). Vorräte aufstocken, da es auf San Blas – oder Kuna Yala, wie die Lokalbevölkerung lieber hört – kaum Einkaufsmöglichkeiten gibt. Ein paar Arbeiten erledigen – darf man in Kuna Yala nicht. Dann auf ein gutes Wetterfenster warten (meist hat es zur Zeit kaum Wind oder aus der falschen Richtung).
Und wieder mal die Bordküche geniessen!