Ein Monat Kolumbien zu Land

Schon seit mehr als einem Monat sind wir nun in Kolumbiens Inland unterwegs. Bisher haben wir ja nur relativ nüchtern über die einzelnen besuchten Orte berichtet. Was wir dabei so alles beobachteten, war weniger ein Thema.
Deshalb jetzt mal ein anderer Blick auf Land und Leute (mit einigen Wiederholungen). Und: wir haben endlich wieder mal Fotos hochgeladen in die ‚allerneuesten Bilder‘:

– Wie wahrscheinlich schon erwähnt, sind die Kolumbianer sehr zuvorkommend und nett, aber angenehm zurückhaltend. An Fremden sind sie sehr interessiert und wollen immer wissen, wie man ihr Land denn so findet. Obwohl touristisch sehr attraktiv, trifft man im Quervergleich auf recht wenig Touristen.
– Englisch ist keine Stärke der Kolumbianer. Man merkt oft, dass sie es gerne können würden. Spanischkenntnisse sind also von Vorteil. Es geht aber sicher auch ohne.
– Streit haben wir nie gehört. Irgendwie scheint alles ruhig abzulaufen hier. Oder wir haben einfach nie hinter die Kulissen gesehen.
– Montag und Dienstag sind laue Tage. Viele Geschäfte, aber auch zB Sehenswürdigkeiten können an diesen Tagen geschlossen sein. Manchmal etwas ärgerlich.
– Kolumbien ist ein Käseland. Das fällt natürlich dem Schreibenden mit seiner extremen Käseaversion besonders auf. Aber nicht nur ihm: neulich wurden zwei französische Touristinnen, denen wir mit Übersetzen etwas halfen, bei der Kaffeebestellung gefragt, ob sie ihn mit Käse wollten! Das hatten wir sonst noch nie erlebt, aber in der Gegend zwischen Popayan und Cali gibt es sehr viele Kühe, da kommt man anscheinend auf solche Gedanken. Auf unser ungläubiges Nachfragen hin hat man uns bestätigt, dass der Käse im Kaffee aufgelöst wird. Auch die Auslagen der Bäckereien täuschen unsere Augen oft. Obwohl es oft Croissants gibt, sind bis auf ganz wenige Ausnahmen alle mit Käse gefüllt oder zB mit Fleisch und Käse oder Frucht und Käse. Das kann wohl selbst Käseliebhabern mal zu viel werden, oder? Von gut unterrichteter Seite wurde dem Schreiber zugetragen, dass der Käse hier praktisch keinen Geschmack habe. (Dann kann man ihn ja getrost in den Kaffee schütten)
– Kolumbien ist ein Kaffeeland. Aber Kolumbianer trinken ihren Kaffee nicht so, wie wohl der meiste des Exportkaffees konsumiert wird. Und so läuft man beim Kaffee oft von einer Enttäuschung in die nächste. In touristischeren Einrichtungen sieht das aber schon ein wenig anders aus.
– Kolumbien ist ein Suppenland. Jedes Mittagsmenue beginnt mit einer Suppe. Meist so reichhaltig (zB die Sancocho), dass man danach eigentlich aufstehen und gehen sollte. Aber es folgen ja noch Hauptspeise und manchmal was Süsses…
– Es wird wenig geraucht. Auch Anzeichen von sehr viel Alkoholkonsum haben wir noch keine gesehen.
– Mit Bus, Flugzeug oder Taxi unterwegs zu sein, bereitet keinerlei Schwierigkeiten. Einzig bei den Bussen ist es uns nun schon mehrfach passiert, dass uns beim vorne Rausschauen Angst und Bange wurde. Die waghalsigsten Überholmanöver werden da gefahren und das u.a. auch auf Passstrassen, an deren Rändern es weiiiit runter geht. Strassenverkehr Überland bleibt halt einfach das höchste Risiko.
– Schon seit Langem stellen wir fest, dass die einfachsten Rechnungen nur noch mit Taschenrechner gemacht werden – zB das Wechselgeld auf 10 bei einem Preis von 8. Nicht so in Kolumbien. Hier können die Leute offenbar noch etwas besser Kopfrechnen. Übrigens ist uns in der ganzen Zeit noch nie passiert, dass eine Rechnung nicht gestimmt hätte. Obwohl die Fehler ja in der Regel zu unseren Gunsten ausfallen. Aber auch da lassen die Kolumbianer nichts anbrennen.
– Essen scheint hier strikt sequentiell serviert zu werden. Es kommt äusserst selten vor, dass wir unser Essen zeitgleich serviert bekommen. Getränke kommen meist am Schluss auf den Tisch.
– Es gibt Gegenden, in denen sehr viele Flüchtlinge aus Venezuela den Strassen entlang wandern. Insgesamt sollen 1.6 Mio in Kolumbien sein. 80 % haben gemäss Erhebungen eine Arbeit. Zwar meist informell, aber immerhin. Kolumbianer scheinen mit dem Zustrom recht gut umzugehen. Chappeau!
– Wegen der grossen Höhenunterschiede muss man als Reisende immer auf alle Temperaturen gefasst sein. Mal ordentlich kalt, dann wieder feucht-heiss.
– Kolumbien ist nach wie vor der grösste Kokainproduzent und -exporteur der Welt. Die Industrie ist so gross, dass man in Gesprächen immer wieder Bezüge dazu hört oder auf den Strassen Kontrollen sieht. So schnell wird sich das wohl kaum ändern lassen. Auch die politische Vergangenheit mit Rebellen, Paramilitärs, Polizei und Armee ist immer noch präsent. Im Alltag merkt man zwar nichts davon, aber in den Zeitungen, am Fernsehen und in Gesprächen ist das noch sehr präsent.
– Sicherheitsmässig hatten wir nie irgend ein Problem. Wenn man die Basics berücksichtigt, scheint das wie jedes andere Land zu sein – entgegen dem Ruf, den es wohl bei vielen noch hat.
– Kolumbien ist ein Land, dass von üppiger Natur mit interessanter Flora und Fauna strotz. Kommen die verschiedenen Klimazonen und Landschaftsbilder von Strand über Urwald bis Hochgebirge mit vielen Flüssen und Seen hinzu.
– Das Preisniveau hatten wir schon anderswo erwähnt. Hier nochmals zur Erinnerung. Es ist das günstigste (bei meist guter Qualität), was wir bisher erlebt haben.

So, das eine kleine Auflistung an zT alltäglichen Beobachtungen.
Zur Zeit sind wir in Cali. Keine spektakuläre Stadt, die aber ein besonderes Flair haben soll. Bisher haben wir es noch nicht so richtig entdeckt, ausser in der Salsa-Bar am Samstag-Abend. Das war der Hammer. Aber dann folgten der Sonntag und jetzt eben der Montag (siehe oben). Aber wir erkunden heute die Stadt nochmal und werden dann wohl in Medellín auch noch einen Salsa-Kurs unter die Füsse nehmen.

Mehr Fotos unter ‚Fotos‘!

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Klaus Tischhauser

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