Seit Monaten zum ersten Mal tragen wir wieder einmal lange Hosen, feste Schuhe, Jacken, Pullover und Socken: bis vor ein paar Tagen befanden wir uns in Bogotá auf 2600 Metern Hoehe. Zur Zeit sind wir in Villa de Leyva auf gut 2100 müM. Aber der Reihe nach.
Bogotá:
Gleich zu Beginn beeindruckte uns das Quartier (im Norden zwischen Usaquen und Chapinero), in dem sich unser Hotel befand. Top moderne Haeuser, schicke Bars und Restaurants, junges, urbanes Publikum. Das haben wir auch in anderen Quartieren gesehen. Die Sicherheitslage scheint da auch abends kein Problem zu sein. Anders in anderen Quartieren wie etwa der historischen Altstadt. Da kam gleich die Polizei auf uns zu (obwohl der Tourismus in Kolumbien stark zunimmt, ist er immer noch auf einem bescheidenen Niveau. Und so sind Touristen schnell erkannt) und gab uns sehr freundlich das 1×1 der Vorsichtsmassnahmen und einen Stadtplan mit auf den Weg. Das taten auch andere schon vorher und danach. Wichtig scheint zu sein, niemals ein Taxi von der Strasse zu rufen. So haben wir eine Uber-aehnliche App runtergeladen und nutzten diese eifrig. Das waere dann auch schon das einzig Negative/Muehsame an Bogotá: Verkehr und Groesse. Auch fuer die Lokalbevoelkerung ist Mobilitaet eines der Topthemen. Man verbringt hier taeglich locker Stunden im Taxi, da sich die Stadt ueber viele Kilometer Bergzuegen entlang erstreckt und viel Stau herrscht. Es existiert seit ein paar Jahren ein Transmillenio genanntes Verkehrssystem mit vielgliedrigen Bussen auf eigenen Trassen. Die sind aber immer knallvoll und auch kein Hort der Sicherheit. Wir haben‘s ausprobiert: Kategorie Abenteuer.
Ansonsten sind wir, wie fuer Stadtaufenthalte ueblich, dauernd unterwegs gewesen. Museo del Oro (sehr gut), Bogotá Museum, gefuehrte Velotour, Altstadtbummel und am Sonntag Marsch auf den Monserrate, Bogotás Hausberg. Wochentags aus Sicherheitsgruenden nicht empfohlen (weniger Leute), laeuft man am Wochenende in der grossen Masse mit. Jung und alt, aber vor allem Junge, meist in Gruppen oder als Familie nehmen dann die 1500 Tritte auf 3100 Meter hinauf in Angriff. Am Eingang und auch unterwegs viel Polizeipraesenz. Alle paar Meter Verkaufsstaende, die Essbares (sehr viel Suesses!) und Anderes lautstark anpreisen. An einigen Stellen kleine Lokale mit viel Musik, Grill und guter Aussicht. Jahrmarktstimmung. Weiter oben sind die Staende, nun immer mehr Religioeses im Angebot, gegen Regen geschuetzt. Und tatsaechlich nieselt es ein wenig, geht aber wieder vorbei.
Oben dann eine riesige Menschenmenge (plus etliche Sanitaeter), in der man sich aber immer noch gut bewegen kann. Und eine Kirche, in der gerade ein Gottesdienst stattfindet mit peppiger Musik. Die Leute stehen bis ausserhalb oder sitzen wie wir vor der Kirche auf der Treppe. Wir erholen uns von dem 60-minuetigen Aufstieg. Spaeter geht es weiter hoch durch Marktstaende, dann eine Unmenge an Kleinstrestaurants, die mit ihren Foodauslagen (alles sieht ausserordentlich mastig, aber lecker aus) das Publikum anlocken. Wir sind leider noch nicht hungrig, sonst haetten wir da gerne was gegessen. Gewaltige Aussicht ueber die Stadt geniessen, dann geht‘s wieder runter. Diesmal mit Hilfe der Technik. Es stehen sowohl eine Luftseilbahn als auch eine Standseilbahn zur Verfuegung, vorausgesetzt man bringt etwas Geduld fuers Anstehen mit. Ist in Kolumbien aber angenehm. Beim Warten dann die Suche nach einer Plakette, die einen Hinweis auf den Erbauer der Anlage gibt. Die Hoffnung auf die Vertrauen erweckenden ueblicherweise oesterreichischen oder Schweizer Hersteller wird nicht erfuellt. Eine no-name-Anlage! Aber es gibt kein Zurueck mehr! Und da dies nicht zum lokalen Sicherheits-1×1 gehoert, treten wir den Weg nach unten dennoch locker an.
Wir haben gelesen, dass wer den Montserrate nicht am Wochenende besucht habe, Bogotá nicht kenne. Wir koennen das nicht beurteilen, aber es war fuer uns wirklich ein besonderes Erlebnis.
Eindruecklich war auch der Besuch der Catedral del Sal in Zipaquirá, etwas ausserhalb. Eine in ein ehemaliges Salzbergwerk eingemeisselte Ansammlung vieler Gebetsgrotten und dann einer riesigen Halle mit zwei ebenso imposanten Seitenschiffen. Sehr schoenes Lichtspiel. War den Besuch wert. Im Nachhinein erfuhren wir, dass man am besten mit dem Touristenzug hinfaehrt (der faehrt aber selten). Sonst geht es einem wie uns: obwohl eigentlich ein Vorort von Bogotá, sassen wir insgesamt rund vier Stunden im kriechenden Bus!
Naechster Etappenort: Villa de Leyva.
Ein Staedtchen, dessen Erscheinungsbild sich ueber die Jahrhunderte kaum veraendert hat. Alle Strassen mit grobem Kopfsteinpflaster und eine riesige Plaza Major.
Wir haben uns hier fuer ein paar Tage niedergelassen und erkunden die Umgebung wandernd und bikend. Und haben sogar einmal einen Tag eingeschoben, an dem wir kaum etwas unternommen haben. Faellt uns fast ein wenig schwer.
Morgen geht es aber weiter auf unserer Kolumbienrundreise via Tunja nach San Gil.
Bis bald!
PS: mehr Bilder gibt‘s unter ‚Fotos‘.