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Die September-Crew reist

So, jetzt ist die September-Crew nach langer Zeit draussen aus der hoch entwickelten Welt, in Gefilden, die ihrem Gusto entsprechen und wo sie ihre grosse Reiseerfahrung – gerade in solchen Gegenden – nun locker ausspielen kann. Sie hat es auch in Sal versucht…
Also, wir haben uns hier in Sal/Palmeire in der Bucht ganz aussen platziert, hart an der Grenze zur Fahrwasserrinne. Links und rechts von unserem Heck liegen je eine gruene Tonne, welche die Begrenzung markieren. Wir sind wirklich ausserhalb. Dennoch hat uns etwas irritiert, dass ein Frachter, der gegenueber am Ent- und Beladen war, ploetzlich ununterbrochen sein lautes Horn geblasen hat. Galt das uns? Will er gleich abfahren und hat uns aber im Weg? Seine Schnauze zeigt genau auf uns und wenn er etwas rausfaehrt, muss er kurz vor uns scharf abdrehen. Ach, wenn er etwas will, kann er uns ja anfunken. Wir stellen die Funke an und harren der Dinge. Funkstille. Spaeter geht das Ganze nochmals los, wieder schauen wir rueber. Sind wir im Weg? Es tut sich aber wieder nichts. Beim Nachtessen – es war noch frueh und somit hell – sahen wir ein grosses Gummiboot durch den Hafen fahren und auf uns zu halten. Jetzt ist es also soweit, wir muessen umparkieren, wussten wir’s doch.
Der Fahrer des Bootes in Tarnhose fragt uns auf Englisch, ob wir Spanisch sprechen. Wir bejahen. Dann weist er uns darauf hin, dass wir die Gastlandflagge der Kapverden verkehrt herum aufgehaengt haetten. Ach wie peinlich! Mittlerweile haben wir festgestellt, dass wir nicht die Einzigen sind. Fuer all jene Segler, welche diese Situation vermeiden wollen und wie wir ueber nicht ausreichenden Sachverstand verfuegen, hier der Tipp: die Querstreifen muessen eher unten als oben liegen. Wer das nicht versteht, muss einfach mal googlen und die Flagge anschauen, dann ist alles klar. Falls nicht: evtl. ueberdenken, ob man wirklich fuers Segeln geeignet ist (hihi).
Wie gestern schon geschrieben, wurden wir fuer heute um 8 Uhr auf den Posten der Policia Maritima bestellt. Daher Wecker auf 7.30 gestellt. Die Skipperin war schon frueher auf, dennoch waren wir nicht ganz puenktlich. Wenn die bei der Polizei genau so pingelig sind, wie der mit der Flagge, dann haben wir schlechte Karten. Aber gut, da denken wir wohl zu schweizerisch/deutsch. Am Posten angekommen, ist wieder nur der Wachhabende der ’normalen‘ Polizei da. Wir erwaehnen, dass wir auf 8 Uhr bestellt seien, erfahren aber, dass der Beamte eher so gegen 8.15 oder 8.30 eintrudelt. Dann sehen wir noch den Zettel (der auch gestern schon da gehangen haette), der besagt, dass die Buerooeffnungszeiten fuer unsere Wuensche (Einklarieren) von 8.30 – 10.30 sind. Aha. Dann schaut uns der Polizist aber etwas irritiert an und meint, es sei ja erst kurz nach sieben! Wir schauen nochmals auf die Uhr und sehen aber, dass es doch schon leicht nach acht ist. Dann denken wir aber doch, dass der lokale Polizist die korrekte Uhrzeit wohl besser kennt als wir und schenken im Glauben – wir hatten doch glatt vergessen, die Uhr umzustellen. Bzw. waren der Meinung, dass die Kapverden, die ja auf der gleichen Laenge liegen, wie die Kanaren, die gleiche Zeit haetten. Nun sind wir schlauer. Auf die Frage, ob es denn in der Naehe ein Lokal haette, dass uns einen Kaffee ausschenkt, lachte er nur verlegen und meinte, dass das wohl eher schwierig sei.
Nun, da hatten wir aber Glueck: denn erstens war im Dorf schon bei unserer Ankunft, also so um 7 Uhr, reger Betrieb. Und eine kleine Coca-Cola-Huette am Hafen war auch schon belebt. Die Kaffeemaschine zwar noch im Reinigungsmodus, aber es sah gut aus. Und so kam es auch. Wenig spaeter hatten wir eine Speise auf dem Tisch, die wir nicht kannten, aber trotzdem bestellten: Cachupa. Ist wohl eine Mischung aus Bohnen, Kichererbsen, Wurststueckchen und einem Spiegelei obendrauf. Genau das Richtige fuer Lastwagenchauffeure und Hochseefischer. Uns hat der eine Teller zu zweit gereicht. Das ebenfalls bestellte Sandwich konnten wir uns fuer spaeter aufbewahren.
Aus den Augenwinkeln konnten wir – als es so gegen acht ging – die Ankunft von anderen Seglern beobachten. Daher machten wir uns dann um 7.50 auf den Weg zum Polizeiposten, damit wir dann nicht noch lange anstehen muessen hinter all den anderen. So lungerten wir denn schon vor acht vom dem Posten rum. Noch keiner drin (ausser dem ’normalen‘ Polizisten). Wir blieben beharrlich in der Naehe. Da kamen auch schon die naechsten. Wir kamen ist Gespraech. Auch sie auf 8 bestellt. Als um 20 nach 8 noch niemand da war, war die naechste Zeitinsel der Hoffnung 8.30 Uhr, so wie es auch auf dem Zettel stand. Um 10 vor 9 war immer noch niemand da. Weitere Segler kamen dazu. Grosser Erfahrungs- und Informationsaustausch. Es kam dann noch die Crew des grossen Kats, der so langsam war. Die anderen waren die mit dem verdrehten Spinacker in der Genua. Aha, langsam bekommt das Ankerfeld ein Gesicht. Um 9 Uhr wird die Skipperin vom ’normalen‘ Polizisten reingerufen. Sie sollte einen franzoesischen Satz korrigieren. Da wir von lauter Franzosen umgeben waren, gab sie den Job weiter. Um 9.15 teilte uns der Polizist – der ’normale‘ – mit, dass der andere ihm mitgeteilt habe, dass er wegen grossen Andrangs am Flughafen verspaetet sei und in 20 Minuten bei uns sei. um 9.45 kommen wir dann tatsaechlich dran. Mittlerweile ist ein erster Beamter eingetroffen – nicht der Erwartete -, den wir aber auch brauchen. Er macht die Einklarierung des Schiffes und behaelt die Papiere. Bei ihm muss man vor der Abreise nochmals vorbei, um sie wieder zu holen. Na, wenn das dann mal wirklich klappt (andere berichteten, dass sie fuenf mal angebrannt sind). Der ‚richtige‘ Polizist, der marine, ist nun auch da und macht die Personeneinfuhr. Das haben wir auch bald hinter uns. Das Ganze geht fuer 5 EUR ueber die Buehne. Hinweis fuer Segler: man muss nicht mehr wie frueher fuer einen Teil der Prozedur zum Flughafen reisen, sondern kann alles sozusagen im one-stop-shop in Palmeira machen – wenn denn jemand da ist. Weitere Details: Einreise fuer Personen fuer alle Inseln ist 90 Tage gueltig. Auf jeder Insel muss man wieder einklarieren, jedoch nur fuer das Schiff. Das heisst Schiffspapiere hinterlegen und dann wieder holen. Wenn jemand im Buero ist, geht das fix und ist kein Problem. Wir sind hier 3 Tage vor Weihnachten. Da kommen viele Segler und noch viel mehr Touristen mit dem Flieger. Dass da die Beamten alle Haende voll zu tun haben, ist wohl normal.
Danach kurzer Ausflug in den Hauptort Espargos. Einkaeufe, SIM-Karte etc. besorgen und wieder zurueck.
Den Eindruck von gestern, wonach Palmeira immer noch das gleiche Kaff sei, muessen wir hier etwas korrigieren. Es hat sich schon einiges getan, auch in Espargos. Vieles ist sehr nett herausgeputzt und von allen Laeden hat es reichlich und sie sind ordentlich bestueckt.
Im Minibus laeuft immer Musik, natuerlich die Typische von den Kapverden, allerdings morderne Versionen.
Wie es aussieht, werden wir hier evtl. etwas eingeweht. Wind hat es also genug. Hoffentlich nicht zu viel. Sonst bleiben wir halt ein bisschen.
Nun bereiten wir uns auf den Abholservice unseres Gastes vor. Mitten in der Nacht werden wir dann durch das Ankerfeld fahren und hoffen, dass die See dann nicht zu aufgewuehlt ist, sonst beginnen die Ferien etwas allzu stuermisch….

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Klaus Tischhauser

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