Wir sind wieder zurueck in Nador auf der September. Hinter uns liegen gut 1000 km mit dem Mietwagen und Besuchen in den Staedten Al Hoceima, Chefchaouen, Tetouane, Tanger und vielen Eindruecken aus diesem vielfaeltigen Land.
Von Nador kommend, haben sich die Staedte und mit ihnen die Hotels, in denen wir abgestiegen sind, laufend entwickelt. Ist Nador noch eine recht einfache Stadt ohne touristischen Reiz, ist Al Hoceima schon groesser und entwickelter. Zwar war unser Hotel einfach, dafuer aber sehr nett. Sonst reisst einen die Stadt auch nicht gerade vom Hocker, aber sie ist schon ein Mix aus Moderne und traditionellem Marokko. Das heisst, Teile, die an eine europaeische Stadt erinnern und daneben das wilde Gewusle der Strassenmaerkte, die in Marokkos Innenstaedten allgegenwaertig sind. Jeden Tag fahren wir in weniger als Schritttempo durch einen Teil eines solchen Marktes auf der Suche nach unserem Hotel oder dem Parkhaus. Das ist dann immer irgendwie surreal. Immerhin sind wir nicht die einzigen, man macht das hier einfach so.
Chefchaouen ist dann schon sehr touristisch, zu unserer Zeit vor allem voller marokkanischer Touristen. Wir hatten ein Zimmer in der Medina in einem alten Gebaeude mit Blick ueber die Daecher. Wer Chefchaouen kennt, weiss, was das heisst. Am besten mal Bilder googlen.
Irgendwo hatten wir uns noch beide gleichzeitig den Magen verdorben, so dass wir noch einen Tag anhaengten in Chefchaouen. War gerade noch Markttag. Also hin (obwohl wir das mittlerweile ja jeden Tag und ueberall haben, aber trotzdem). Schon wahnsinnig, was da alles angeboten wird. Und zur Zeit ist noch zusaetzlich alles voller Schafe, weil vom 1.-4.9. ja das Opferfest (Eid al-Adha) ansteht. Alle reden davon und es kommt immer naeher, wir sind gespannt.
Tetouane, die naechste Station, ist dann schon eine grosse Stadt mit sehr vielen westlichen Teilen, aber eben auch einer der schoensten Medinas in Nordmarokko. In dieser hatten wir wiederum eine sehr schoene Unterkunft, diesmal auch wieder ein traditionelles Gebaeude (Riad) das aber auch ein paar moderne Elemente hat einfliessen lassen (die deutschen TV-Sender meinen wir nicht damit, haben sie aber trotzdem geschaut).
Die Kuesten- und Gebirgsfahrt durchs Rif-Gebirge fuehrt uns schliesslich nach Tanger, einer der Destinationen, welche der Skipper unbedingt ansteuern wollte. Nun sind wir vorerst mit dem Auto da gewesen, aber wir gehen sicher nochmals mit dem Schiff. Tanger ist denn auch die vielfaeltigste der besuchten Staedte und hat eine einmalige Lage. Von der Hotelterrasse aus hatte man einen herrlichen Blick ueber die Strasse von Gibraltar (siehe Bild) hinueber nach Spanien und natuerlich die Daecher der Stadt. Auf nicht wenigen wartete ein Hammel auf ’sein‘ Fest, wohl nicht ahnend, dass es sein letztes sein wuerde. Noch genossen sie das Heu, dass man ihnen schoen hergerichtet hatte und bloeckten mit den regelmaessig auch einstimmenden Mouhezzins um die Wette.
In Tanger sind wir noch mehr rumgelaufen als sonst. Auch in Aussenquartiere, auf der Suche nach dem Carrefour. Ist immer ein Highlight, weil er doch ein paar Leckereien mehr im Angebot hat als andere Supermaerkte (zB in Spanien). Aber auch um zu sehen, ob er wie die bisherigen in Spanien auch so gleich eingerichtet ist. Nun, nicht ganz. Von der Groesse vergleichbar, aber es gibt halt doch sehr viel offen zu kaufen, wie auf dem Markt. Gewuerze zum Beispiel in riesigen Haufen. Das Ganze ist natuerlich eingebettet in eine sehr gute Wohnlagen, die wir eben auch einmal sehen wollten, nicht immer nur die historischen Innenstaedte, wo die Menschen zum Teil noch gleich einfach wohnen und arbeiten wie vor hunderten von Jahren schon. Da draussen wohnt es sich ganz nett. Und das auch schon zu den Zeiten als Tanger ihre Bluetezeit hatte.
Aus Seglersicht noch interessant, dass es hier eine grosse, neue Marina gibt, die allerdings noch absolut leer ist, weil sie der Koenig noch nicht eingeweiht hat, wie auch den neuen Fischerhafen nicht. Bleibt noch der alte Hafen, wo wir uns kurz erkundigt hatten oder der Royal Yacht Club, der evtl schon in der Marina liegt. Schiffe haben wir aber keine gesehen. Wir werden dann den kommerziellen Hafen ansteuern, der fuer Besucheryachten einen Steg bereithaelt.
In Tanger sieht man auch mal ein Kino, es liegen Programme fuer kulturelle Veranstaltungen auf und es findet sich auch mal eine schummrige Bar, die ein Glas Wein anbietet.
Allerdings, das Opferfest wirft seine Schatten immer deutlicher voraus, immer mehr Lokale sind schon vorher zu. Am 1.9., dem ersten Tag des Festes, fahren wir zurueck Richtung Nador. Die Warnung der Hotelbesitzerin, auch ja Nahrung mitzunehmen, weil alles zu sei, hatten wir beherzigt und verliessen das tolle Bijou von einem Hotel in der Medina von Tanger mit Spannung. Und tatsaechlich, alles ist komplett leer. Die Parkwaechter, denen wir ihren Lohn fuer zwei Naechte Bewachung aushaendigen wollen, einfach weg. Die einfache Behausung zum Uebernachten ist verlassen. Kein einziges Lokal ist geoeffnet, kein einziger Marktstand aufgebaut, kaum jemand auf der Strasse, praktisch keine Autos unterwegs. Auf den Abfallhaufen am Strassenrand sieht man vereinzelt Schaffelle oder andere Teile der Tiere. Nach dem permanenten Gewusel und Chaos und den vielen, vielen Menschen, die sonst alles bevoelkerten ist das nun schon unglaublich. Marokko hat sich in ein Gespensterland verwandelt. Auch auf dem Land sind die Menschen wie vom Erdboden verschluckt, die muessen alle zeitgleich in den Haeusern sein, am Hammel futtern. Da es Brauch ist, dass bei diesem Fest zwei Drittel des Tieres an Beduerftigere verschenkt werden (diskret, sonst sieht es aus, als wolle man Dankbarkeit erhalten), essen heute alle Fleisch, auch die Armen. So wird uns erzaehlt.
Fahren ist an so einem Tag ein Vergnuegen und die Landschaft und das Wetter tragen das Ihre dazu bei. Nach Mittag erreichen wir wieder Tetouane. Es schleichen sich nun doch schon die ersten Menschen aus den Haeusern – hej, Familienschlauch, das wird sich hier nicht viel anders anfuehlen als bei uns. Zuerst sieht man Kinder, klar. In Tetouane dann ganz etwas spezielles: viele Maenner mit langem Messer in der Hand laufen blutverschmiert umher oder stehen in Gruppen herum. Jemand muss die Viecher ja – hoffentlich fachgerecht, sprich schnell, ins Jenseits befoerdern. Das scheinen die Leute dafuer zu sein. Wir haben auch gelesen, dass das Schlachthaus in Rabat die Tore gratis oeffnet, nur den Metzgern muessen pro Tier 100 Dirham abgedrueckt werden. Ein Service fuer all jene, die keinen Platz bei sich dafuer haben, so die Zeitung, oder fuer all jene, die um ihren Duschvorhang fuerchten, so die Vermutung des Schreibenden.
Wir kamen so gut voran, dass wir trotz haeufigen Nebels abends in Nador waren und uns so eine weitere Nacht in Al Hoceima sparen konnten.
Hier wurden wir schon von Biti freudig willkommen geheissen, morgen zum Couscous – ihre Spezialitaet – eingeladen. Dadurch verzoegert sich unsere Weiterfahrt nach Melilla um einen Tag. Auch gut, ist ja immer noch Opferfest.

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Klaus Tischhauser

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