Heute ist ein ganz, ganz besonderer Tag, auf den wir seeehr lange gewartet haben. Seit den Scilly Islands – also irgendwann seit Mitte September – funktionieren alle vitalen Systeme auf der September wieder erstmals. Die geneigte Leserin, der geneigte Leser meinte bis anhin, dass wir nur mit den Motoren beschaeftigt seien (bzw. spezialisierte Dritte). Dies ist aber falsch und liegt an unserer selektiven Informationspolitik. Es ist ja schon fuer uns oft schwer nachzuvollziehen, was an so einem Schiff immer wieder repariert, gewartet und ersetzt werden muss. Segler kennen das wohl, weil es den Meisten, auch den Besitzern von neuen Schiffen, aehnlich geht. Aber fuer den segelfernen gelegentlichen Beobachter muss es schon etwas seltsam anmuten. Daher gibt es auch Sachen, die wir – bis zur Loesung – verheimlichen. Da wir aber natuerlich Transparenz und Ehrlichkeit fuer wichtig halten, wollen wir dann doch eines Tages ueber ALLES berichten.
Also, was laeuft denn nun wieder? Es sind neben dem Motor die beiden anderen absolut essentiellen ‚Systeme‘ fuer das Leben von verwoehnten Seglern (klar, es gibt Leute, die koennen auf alles verzichten und haben fuer das Folgende nur ein mitleidiges Laecheln uebrig. Aber so sind wir nun mal nicht): Autopilot und Kuehlschrank.
Nachdem mit den Motoren alles klar war und die Abfahrt auf einen der naechsten Tage geplant war, fiel ploetzlich der Kuehlschrank nach 8 Jahren der Treue aus (Kompressor blockiert). Ersatz war schnell besorgt, aber es brauchte schliesslich drei Spezialisten, um alles schliesslich wirklich wieder zum Laufen zu bringen. Daher unser Ausflug nach Port la Foret – es waren nicht die Formel 1-Flitzer.
Dann, kaum aus dem Hafen raus in Brest (mit dem Kuehlschrankproblem noch ungeloest), wollten wir auf unser bewaehrtes drittes Crewmitglied setzen, den Autopiloten, da passierte einfach nichts! Bei den aktuellen Temperaturen kein Knueller, sondern eine mittlere Katastrophe. Die Analyse konnte das Problem lokalisieren, die Loesung brauchte aber Dritthilfe (daher wieder Port la Foret). Im Nachhinein stellte sich das Problem mit groesster Wahrscheinlichkeit als Folge des Motorersatzes aus. Der Handwerker war wohl am Ruderstandanzeiger haengen geblieben und hatten diesen ausgerissen. Auch im Nachhinein stellte sich heraus, dass das leicht umgehend haette geloest werden koennen, ohne Dritthilfe. Dafuer fehlte aber die Erfahrung (wobei die Dritthilfe, also ein erfahrener Handwerker, einfach auf Ersatz gesetzt hat, was nicht noetig war). Jetzt nicht mehr. Wir sind also an Erfahrung und einem Ersatzteil reicher. Und haben bei der Gelegenheit auch gleich noch ein paar Schrauben angezogen, die irgendwann in der Zukunft zu evtl. groesseren Problemen gefuehrt haetten. Also eigentlich alles gut gelaufen. Das so zu sehen, lehrt uns auf alle Faelle unser Leben auf dem Schiff und das ist gar nicht schlecht. Es gibt Leute, die geben fuer diese Erkenntnis oder Einstellung viel Geld in Seminaren aus. Wir lernen das im real life.
So, nun also sind wir – bis zum naechsten groesseren Problem – aus dem Groebsten raus und in Concarneu. Das Wetter ist ausgezeichnet, zwar frisch, aber sehr sonnig. Concarneau, zumindest vom Schiff aus, sieht bisher sehr schoen aus. Wir liegen gleich unterhalb der Burgmauer, welche die Close Ville umgibt und nachts sehr schoen beleuchtet ist. Morgen schauen wir es uns an. Und dann, sobald die Gezeit es gegen Nachmittag zulaesst, segeln wir wahrscheinlich rueber auf die Glenan-Inseln. Beruehmt durch die Segelschule und dem Vernehmen nach auch ein nettes Fleckchen. Mit Inseln in tuerkisfarbenem Wasser, aber sehr flach und mit starkem Tiedenhub. Also nicht ganz einfach. Aber mit den – bisher noch nicht veroeffentlichten – Erfahrungen, die wir damit gesammelt haben, sollten wir das nun im Griff haben.
Zum Abschluss noch dies: fuer den Tag, an dem wieder alle relevanten Systeme (wir haben natuerlich noch eine ganze Reihe von kleineren Arbeiten offen) im Schuss haben, hatten wir uns schon eine gute Flasche Wein besorgt. Neulich wurde die geleert, weil wir uns schon siegessicher fuehlten. Eine zweite Flasche wurde bald danach geoeffnet, als die Hoffnung wieder hoch war. Heute haben wir dann mangels Feiertagsgetraenk einen Schluck Wein aus der Kartonbox zum Anstossen genommen. Dank der guten Neuigkeiten hat auch der besonders gut geschmeckt!