Seit Oban hat sich das Wetter etwas gebessert. An mehreren Tagen nacheinander hat sich schon die Sonne gezeigt oder es hat sogar gar nicht geregnet. Dann zeigt Schottland seine ganze Pracht. Ansonsten setzt der Skipper immer noch auf lange Unterwaesche, bei Sonnenschein aber geht alles sommerlich.
Zur Zeit liegen wir in einer fuer Besuche von Glasgow und die Reise zum Flughafen guenstig gelegenen Marina in Inverkip. Wir werden ab morgen Montag bis zum Freitag in der Schweiz sein.
Hinter uns liegt der Crinan Canal. Er ermoeglicht eine relativ kurze Fahrt von Oban Richtung Glasgow in den Firth of Clyde, einem gut geschuetzten Segelrevier. Der Crinan Canal ist sehr eng und sehr malerisch. Die Besonderheit: mit Ausnahme der beiden Seeschleusen und der paar Drehbruecken muessen alle anderen Schleusen von der Crew selber bedient werden! Das ist recht aufwaendig und erfordert recht viel Kraft, da die grossen, im Wasser stehenden Schleusentore ueber riesige Holzstaemme geoeffnet und geschlossen werden muessen. Pro Schleuse gibt es vier solcher Tore, auf jeder Seite zwei. Die Hauptarbeit, naemlich das heben oder absenken der oft viele Tonnen schweren Schiffe (die September wiegt 20 Tonnen) erfolgt zum Glueck ‚automatisch‘ – das Wasser fliesst einfach aus der Schleuse ab oder in die Schleuse hinein. Man muss nur die entsprechenden Schieber hoch oder runter kurbeln, der Rest wird durch die Schwerkraft bzw. den Wasserfluss erledigt. Trotzdem ist man nach einem Tag Arbeit in und an den Schleusen erstaunlich ‚fertig‘. Das Pressen, Stemmen, Kurbeln, Rennen und permanente Herumstehen von frueh bis spaet zeigen sich am Abend in Form von sehr mueden Gliedern. Dass es pro Schleuse jeweils nur eine Kurbel gibt, aber vier Stellen, an denen man Kurbeln muss, scheint gut-schottische Sparsamkeit zu sein; es erhoeht aber auch die Laufwege und die benoetigte Zeit. Aber die haben wir ja. Zum Glueck waren wir immer mit der ‚Blue Iris‘ und den drei Generationen der Familie des Besitzers in der Schleuse. So konnte die Arbeit auf viele Arme und Beine verteilt werden.
Noch ein paar Worte zu Glasgow: man kann nachlesen, dass sich die Stadt in den letzten Jahren wahnsinnig veraendert habe und sich vom Image der alten Arbeiterstadt zu loesen versuche. Da wir keine Vergleichsmoeglichkeit haben, ist das schwer zu kommentieren. Aber auf alle Faelle ist Glasgow voller Leben, Kultur, Geschte, Bars, Pubs, Restaurants. Sicher fuer ein verlaengertes Wochenende zu empfehlen. Die Abendseite haben wir nicht kennen gelernt, da wir den ersten Besuch im Rahmen eines Tagesausfluges gemacht hatten. Aber fuer Nachtschwaermer soll Glasgow besonders interessant sein.
Zur Zeit pfeifft der Wind in Sturmstaerke ueber uns und die anderen Schiffe im Hafen hinweg. Das heisst permanent Laerm (vor allem vom Nachbarschiff – ich glaub, ich muss da mal rueber und ein paar klappernde Leinen fixieren) und etwas Bewegung im Schiff. Dafuer scheint gerade die Sonne.
Den Zuerchern empfehlen wir, alles auf Sommer zu stellen, wenn wir kommen. Wir wuerden gerne etwas Waerme tanken.