Bis heute kurz vor Mittag lief alles nach Plan. Wobei der Plan noch nicht klar war, da wir immer noch nicht wissen, wieviel Diesel uns im Tank bleibt. So ging die Rechnerei weiter und hat zu einem relativ einfach verstaendlichen Sachverhalt gefuehrt: Wenn wir noch 80sm motoren koennen mit dem Diesel aus dem Haupttank bzw. einen Punkt in 70sm Entfernung vom Ziel erreichen, dann reichen die gesicherten Restbestaende, um motorend ans Ziel zu kommen. Den entsprechenden Wegpunkt mit Namen ‚Bishier!‘ haben wir ins GPS eingegeben. Wir starren nun dauernd drauf. Kaum war das gemacht und alles klar, ist der Motor abgestorben! Just in dem Moment, als der Skipper im Motorraum war, um die laengst faellige Filterreinigung vorzunehmen. Diese Aufgabe stand schon seit Wochen auf der Aufgabenliste, aber es ist eine der unappetitlichsten und wurde daher auf die lange Bank geschoben. Offensichtlich zu lange. (Alte Hasen unseres Logbuches erinnern sich vielleicht: normalerweise sollte man einfach einen Hebel umlegen koennen auf einen alternativen Filterkanal, so dass man die Maschine gar nicht zu stoppen braucht. Das hatten wir in Oostmahorn ganz am Anfang so eingebaut. Dafuer muss aber der zweite Filter vom letzten Mal gereinigt sein!). Nun, eine kurze Pause schadet ja nicht, es ist ja sowieso praktisch windstill. Stoerend vielleicht die Stroemung, die uns pro Stunde Stillstand etwa eine halbe sm zurueck warf. Aber nach einiger Zeit, die laenger dauerte als normal, da es noch weitere Missgeschicke gab, war die Filteranlage gereinigt und der Stb-Motor konnte wieder gestartet werden. Leider hat er’s aber nicht lange gemacht. Da schien immer noch kein Diesel reinzukommen. Also, daher Backbord-Maschine an und Gang rein und weiter. Doch da ertoente ein schreckliches Geraeusch, das wir noch nie gehoert hatten. Gang raus, Maschine stopp. Nochmals starten, kein Geraeusch im Leerlauf. Nochmals Gang rein, wieder Folter fuer die Ohren. Aber nicht im Maschinenraum, sondern sonstwo. Was konnte das bloss sein? Und schon daemmerte es dem nun wieder so erfolglosen Bordfischer, der insgesamt 3 (drei!) Leinen draussen hatte. Die Leinen hatten sich dank Stillstand der Schraube angenaehert und sich gleich darin verheddert. Erfahrungsgemaess schmilzt dann das Seil beim Andrehen an die Welle und erfahrungsgemaess ist das etwas Ungutes. Nun gut, wir fahren wieder. Aber es gab halt wieder mal einen Einsatz des FreeDivers. Trotz einer Wassertemperaturanzeige von 29 Grad muss es kaelter sein. Eine kleine Schicht ist vielleicht so warm, darunter ist es kuehler. Wir sind auch nicht im Golfstrom, das liegt wohl daran (daher treiben wir bei Stillstand auch rueckwaerts). Der Unterbruch dauerte 4 Stunden, aber jetzt schauen wieder nach vorn. Elgard ist allerdings immer noch damit beschaeftigt, die abgeschnittenen und in einander verwickelten Nylonleinen zu entwirren – schon seit eineinhalb Stunden. Einer der nervigsten Jobs ueberhaupt. Freuen wir uns doch aufs Speis und Trank, denn das ist auf einer Ueberfahrt immer besonders wichtig. Und da im Moment keine Anforderungen an die seglerischen Faehigkeiten der Crew gestellt werden, genehmigen wir uns schon mal einen Borddrink (Caipirina) oder oeffnen ein Bier oder ein Flaeschchen Wein. Obwohl die Frischwaren ausgegangen sind, reicht Elgard immer noch Leckereien: Wildschweinleberaufstrich auf Pumpernickel, frisches, selbstgebackenes Brot mit Olivenoel und Salz, Spaghetti Amatriciana, Kuerbiseintopf. Und heute hat sie dann noch die schon lange ausgesprochene Drohung wahr gemacht: Chili con carne mit Corned Beef!! Naja, man kann nicht immer gewinnen.